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wollüstige Vorstellung thut ihm schon zum Theil Gnüge. Ein unthätiger Mensch kann also zu keiner Zeit von sinnlichem Vergnügen mit wenigerer Mühe gelangen. Er braucht sich wenig darum aus der Stelle bewegen. Die ihm, beim Mangel andrer Beschäftigungen, durch seine desto stärker beschäftigte Einbildungskraft sehr nahe liegende Befriedigungsart, die unter dem Namen der Selbstschwächung bekannt ist, kann bei einem sehr geringen Maaße körperlicher Kräfte statt finden. Und sie wird es um so mehr, je weniger zu andern zerstreuenden Beschäftigungen Gelegenheit oder Vorrath an Kräften da ist. Müßiggang und Unthätigkeit war immer die ersten Quelle zur Unkeuschheit.

So geht es ganzen Ländern, die dem Menschen ohne Anstrengung seiner Kräfte Befriedigung seiner Bedürfniße geben. Sie haben wollüstige, üppige Einwohner. Das fette Aegypten, die Türkei, Otaheite und mehrere südliche Länder sind ein Beweis davon. Was das Klima dazu beiträgt, trägt es hauptsächlich in so ferne bei, als es durch die größere Wärme die Kräfte des Körpers abgespannt und den Thätigkeitstrieb gemindert hat. Weil die Nerven nun reizbarer sind, so ist die Lust zum Empfinden gemehrt

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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_052.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)