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5) Ein junges Mädchen hatte sich bis in ihr funfzehntes Jahr mit diesem Laster abgegeben, ohne eben, wie es bei Mädchen sehr oft der Fall ist, in eine wirkliche Krankheit zu fallen. Um diese Zeit aber fieng sie an, Krämpfe zu bekommen und sich übel zu befinden, welches man leicht andern Ursachen zuschrieb. Sie ward bald verheirathet und einige Aerzte versicherten, ihre Zufälle würden nun bald von selbst aufhören. Es ward aber immer ärger mit ihr. Sie bekam entweder heftige Zückungen, oder lag in einem betäubenden Schwindel. Man ließ einen Arzt kommen, der ein Vergehen argwöhnte, worüber ihr eigenes Geständniß ihm Gewißheit verschafte. Er that alles mögliche, aber sie war nicht zu retten. Sie litte unbeschreiblich viel, und ihr Tod sowol als die schreckliche Veranlaßung dazu war ein nagender Kummer für ihre gute Familie.

Noch kenne ich zwei Wollüstlinge und fünf eigentliche Selbstschwächer. Ihre Lage ist nicht so schrecklich, aber sie leiden alle und vielleicht für sich weit mehr, als je ein anderer sich vorstellet. Sie sind alle zum frohen gesellschaftlichen Leben unfähig und ihr Vergehen ist mit starken Zügen in jeder Miene und Bewegung ausgedrückt.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_035.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)