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sich einfindet, sich nicht so bestimmen läßt, daß man gewiß seyn könne, man komme mit seiner Sorgfalt und Belehrung nicht zu spät. Er äußert sich bei einigen früher, bei andern später, und dies rührt zum Theil von Erziehungsumständen her. Aber gesetzt, man könne es genau angeben, so ist es doch immer der Mensch selbst, der diesen Trieb beherrschen soll, und der also auch im Stande seyn muß, es zu können. Wie viel jetzt dieses nicht schon in der frühesten Erziehung voraus, worüber man leicht hinsehen wird, wenn man nicht gerade die Keuschheit zum Gegenpunkt hat. Ich will nicht einmal die Selbstschwächung, die doch die größte und gefährlichste Verletzung der Keuschheit ist, hier nennen. Blos die Fähigkeit, den Geschlechtstrieb in den folgenden Jünglingsjahren zu beherrschen, daß er auf keinen unerlaubten Gegenstand gerathe, hängt von der frühesten und ersten Richtung ab. Hier so, wie in allen andern Fällen.

Ich sagte vorher, man halte die Unzuchtsünden nicht für so allgemein und verderblich, als sie wirklich sind. Die Ursache davon ist wol einzusehen. Man ist nicht Menschenbeobachter genug. Ein flüchtiger Blick auf die Welt ist dazu nicht hinreichend. Unkeuschheit wirkt in dunkler Verborgenheit und leidet

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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_011.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)