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Denn einmal dient gut 1/3 der im Frieden geleisteten Arbeit der Erzeugung von Reizungs- und Betäubungsmitteln und der Befriedigung von Luxus- und Vergnügungsbedürfnissen; diese aber schrumpfen im Kriege auf ein Minimum zusammen, und die im Frieden in ihrem Dienste stehenden Kräfte können nun direkt oder indirekt in den Dienst des Kriegsbedarfes gestellt werden. Zum Zweiten verbraucht das Volk, selbst bei luxuriöser Lebensführung, im Frieden bei weitem nicht alles was es erzeugt. Den Ueberschuß der Erzeugung über den Verbrauch, das was wir fachlich die Kapitalbildung nennen, verwendet das Volk im Frieden zu Bauten aller Art, Häuser-, Fabriken- und Maschinenbauten, Schiffs- und Eisenbahnbauten, Bauten von Straßen, Brücken und Deichen. Die unvorstellbaren Zahlen dieser Kapitalbildung würden zur Veranschaulichung ihres Umfanges weniger beitragen als die Mitteilung, daß nach fachkundiger Schätzung die Bauinvestitionen der 12 größten Städte der nordamerikansichen Union alljährlich den Bauwert des kaiserlichen Rom erreichen, und daß die jährliche Bautätigkeit innerhalb des Weichbildes von Großberlin dem Aufwande gleichkommt, der zum Bau des Perikleischen Athen erforderlich war. Im Kriege ruht diese Bautätigkeit. Die Rohstoffe und Arbeitskräfte, die sie im Frieden in Anspruch nahmen, sind nun für den Krieg disponibel. Diese Richtungsänderung der produktiven Kräfte nennt man die Umgestaltung der Volkswirtschaft zur Kriegswirtschaft. Wir müssen nun zunächst fragen: auf

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Julius Landmann: Die Kriegsfinanzen der Großmächte. Buchdruckerei zum Basler Berichtshaus, Basel 1915, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LandmannKriegsfinanzen.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)