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Kriegsausbruch die wenigsten voraussahen ist heute Gemeinplatz: keiner der kriegführenden Staaten wird infolge finanzieller Schwierigkeiten die Waffen strecken, keiner hat in seiner finanziellen Stärke die Gewähr des Sieges.

Mit dieser Erkenntnis verliert mein Thema jedes aktuell-politische Interesse und kann auch an neutraler Stätte in einem akademischen Vortrag erörtert werden. Zweck dieser Erörterung ist nicht die Mitteilung von Tatsachen und Zahlen, die jedem Zeitungsleser bekannt sind und hier deshalb nur flüchtig in Erinnerung gebracht werden sollen; was sie geben will, sind die Beziehungen zwischen den Kriegsfinanzen und den Grundelementen, die die Wesenheit der Völker, die Wesenheit der kriegführenden Mächte konstituieren. Wir bezeichnen diese Elemente als das Sein und das Haben des Volkes. Das Sein gegeben und bestimmt durch die Veranlagung und die sittlichen Werte der Bevölkerung; das Haben gegeben und bestimmt durch Geographie und Geschichte, Geographie umfassend Lage und geologische Formation, Bodenbeschaffenheit und Klima des Landes, Geschichte umfassend alle der Gegenwart von den vorausgegangenen Perioden überlieferten Ansammlungen, Ansammlungen von Menschen und Kapitalien nicht minder als die kulturelle Tradition, die staatlichen, rechtlichen, wirtschaftlichen Institutionen. Ein auf diese für den Staat allein wesentlichen Elemente gerichtetes Auge sieht ihre Spiegelung auch in den Vorgängen, die wir als Finanzierung des Krieges

Empfohlene Zitierweise:
Julius Landmann: Die Kriegsfinanzen der Großmächte. Buchdruckerei zum Basler Berichtshaus, Basel 1915, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LandmannKriegsfinanzen.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)