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wieder Kredite gewähren müssen; der Unternehmer, der während des Krieges für den Betrieb nicht benötigte Teile seines Betriebskapitales zum Ankauf von Kriegsanleihen verwendet, tut dies im Bewußtsein des bloß vorübergehenden Charakters dieser Anlage und denkt an die nach dem Kriege eintretende Notwendigkeit einer Liquidation dieser Werte.

Mit Hinblick auf diese bevorstehende Notwendigkeit der Liquidation bedeutet aber der Erwerb langfristiger Kriegsanleihen ein ganz anderes Maß von Risiko, als der Erwerb kurzfristiger Schatzscheine. Letztere werden bald nach dem Friedensschlusse pari zurückgezahlt, das zu ihrem Ankaufe aufgewendete Kapital steht wieder liquide für die Bedürfnisse des Betriebes zur Verfügung; ein Risiko war mit ihrem Ankaufe nicht verbunden, ja dieser Ankauf bot die gewiß willkommene Möglichkeit einer verzinslichen Anlage im Betriebe nicht benötigter Kapitalien. Ganz anders wird dagegen nach dem Kriege die Situation des Unternehmers beschaffen sein, der Kapitalien in langfristigen Kriegsanleihen angelegt hat. Mit deren Rückzahlung kann er für die nächste Zukunft nicht rechnen; er wird sie, so bald er die in ihnen investierten Kapitalien wieder im Betriebe benötigt, verkaufen müssen; aber diese Verkaufsmöglichkeiten werden begrenzt sein durch das Tempo der Kapitalneubildung nach dem Kriege und durch das Maß der Bereitwilligkeit jenes neugebildeten Kapitals dem zahlreiche und lohnende Anlagen sich darbieten

Empfohlene Zitierweise:
Julius Landmann: Die Kriegsfinanzen der Großmächte. Buchdruckerei zum Basler Berichtshaus, Basel 1915, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LandmannKriegsfinanzen.pdf/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)