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Da indessen der Raum seit dem Jahre 1804 in den für die einzelnen Abtheilungen bestimmten Büchergestellen nicht mehr ausreichte, und man auch keine Umstellung vornehmen wollte, so sah man sich genöthigt, ein und dasselbe Fach in verschiedenen Zimmern unterzubringen und damit den Zusammenhang der systematischen Aufstellung zu zerreissen.

Die Sammlung war in zwei Katalogen verzeichnet, welche von dem jüngeren Molter folgendermassen beschrieben werden (1838): „Der eine enthält die ausführlicheren Titel der Bücher nach der Reihenfolge der letzteren in den Repositorien; er ist nach den einzelnen Zweigen der Literatur in verschiedene Bände getheilt und bildet den wissenschaftlichen Katalog. Der andere, eigentlich nur für die Bibliothekbeamten bestimmte, 88 Folianten starke Katalog enthält in alphabetischer Ordnung die Titel aller Bücher“. … Der erste, sogenannte wissenschaftliche Katalog war also in der That ein Standortsverzeichniss, welches nur dann für wissenschaftliche Forschungen brauchbar sein kann, wenn die Aufstellung nach einem sorgfältig angelegten System durchgeführt wird. Letzteres war nicht geschehen. Um ein Beispiel der Aufstellungsart zu geben, sei nicht etwa ein besonders aufgesuchter schwieriger Fall, sondern die erste Abtheilung eines häufig gebrauchten Faches, der Historia litteraria, gewählt. Hier fanden sich auf dem 1. bis 3. Brette desselben Repositoriums u. a. folgende Werke:

(1) Deutsche Encyklopädie, Frankf. a. M. 1778 ff. Bd. 1–21.
Dictionnaire des Manuscrits, par M. X***. Publié par Migne. Paris 1853. T. I. II.
(2) Historia litteraria Reformationis in honorem Jubilaei Ao 1717. cum introductionibus Herm. von der Hardt. Francf. et Lips. 1717. Fol. Pii II. P. M. alias Aeneae Sylvii Epistolae. Nuremb. 1481. Fol. Daneben:
Ellies du Pin, Bibliothèque universelle des historiens. Amsterdam 1708. 4.
Teatro degl’ Inventori di tutte le cose, del D. Vincenzo Bruno di Melfi. Napoli. 1603. Fol.
Krause, Anfangsgründe der allg. Theorie der Musik, Gött. 1838. 8.
(3) Thesaurus libellorum historiam reformationis illustrantium, 3000 Flugschriften Luthers und seiner Zeitgenossen. Bearb. v. A. Kuczynski. Leipzig (Weigel) 1870. u. s. f.

Da vielfach die zusammengehörigen Werke, in einigen Fällen sogar verschiedene Bände eines und desselben Werkes in verschiedenen Zimmern aufgestellt waren, und demgemäss der Eintrag im Standortsverzeichniss an auseinanderliegenden Stellen erfolgen musste, so machte sich das Bedürfniss einer Reorganisation dringend geltend. Dazu bot sich in den Jahren 1872–74 eine günstige Gelegenheit. Die Büchersammlung sollte aus ihren bisherigen Aufstellungsräumen in das neue Gebäude der vereinigten Grossh. Sammlungen verbracht werden. Dass die Zersplitterung der Fächer, die wir oben dargestellt haben, nicht beibehalten werden konnte, war selbstverständlich. Es wurde aber auch der innerhalb der einzelnen Fächer herrschende Mangel eines