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739 Wohlfahrtspflege — Woolf 740

Arbeitslose, die aus der Arbeitslosenversicherung oder Krisenfürsorge ausgesteuert sind, bzw. keinerlei Recht auf Unterstützung erworben haben.

Wohlfahrtspflege, planmäßige Förderung d. Wohlfahrt v. hilfsbedürftigen Bevölkerungsgruppen, unterscheidet sich von der Sozialversicherung insofern, als über den einzelnen Fall nach erfolgter Bedürftigkeitsprüfung entschieden wird, ein Rechtsanspruch also nicht besteht. Nach ihrem Zweck unterscheidet man: Gesundheitsfürsorge, Erziehungsfürsorge an d. Jugend (Jugend-W.) u. an Erwachsenen (Gefährdetenfürsorge) u. Wirtschaftsfürsorge; nach ihren Trägern: öff. W. u. freie W. (getragen v. Einzelpersonen, Vereinen, Stiftungen, Kirchengemeinden).

Wohlfahrtspfleger(innen), Sozialbeamte (meist weibl.), üben Wohlfahrtspflege als Beruf aus. Ausbildung in Wohlfahrtsschulen (Dauer 2 Jahre, Abschluß: staatl. Prüfung).

Wohlfahrtsrente, laufende Unterstützung v. Hilfsbedürftigen, die nicht selbst für sich sorgen können.
Wohnhaus. Urformen der Wohnung, z. T. heute noch von Naturvölkern benutzt, sind Höhle, Felsnische, Baumnest u. Windschirm. Daraus ergeben sich die Grundformen des Hauses, in denen meist mehrere Elemente d. Urformen verarbeitet sind. Als Ersatz der Höhle entstand d. Wohngrube, ganz od. teilweise mit Erde, Zweigen, Blättern od. (später) Balken überdeckt, dann als Grubenhütte m. Holzkonstruktion, Lehm, Ziegel u. Stein überbaut. Bei den Germanen schon in d. Jungsteinzeit des 3. Jahrtausends v. Chr. neben Wohngruben und Dachhütten aus Reisig, Lehm u. Rasen rechteckige Holzhäuser. Von den Kelten lernte man den Bruchsteinbau, v. den Römern den Hau- und Backsteinbau. Das Strohdach wich erst im MA dem Ziegel- u. Schieferdach. Glasfenster wurden erst am Ende des MA allgemeiner.

Wohnsitz (Domizil), der Ort, an dem sich eine Person ständig niedergelassen hat.

Wohnungsaufsicht wird durch die Wohnungsämter d. Gemeinden ausgeübt; diese sollen sich v. den Zuständen im Wohnungswesen fortlaufend Kenntnis verschaffen und auf Beseitigung v. Mißständen hinwirken, bes. bei Keller-, Dachwohnungen, Arbeiter- u. Ledigenheimen.

Wohnungsfürsorge, Inbegriff der Maßnahmen zur Beschaffung gesunder u. preiswerter Wohnungen, bes. für die minderbemittelten Schichten, hier vielfach W.-Gesellschaften.

Wohnungsmangel(gesetz)Mieterschutz.

Wohnungs- und Siedlungswesen, Städtisches, will Wohnungsnot bekämpfen, entweder dch. Wohnungszwangswirtschaft (↑ Mieterschutz) od. durch Förderung der Neubautätigkeit.

Wohnungswucher, gegen die guten Sitten verstoßende Ausbeutung der Notlage Wohnungsuchender, nach Mieterschutzgesetz mit Geldstrafe od. Gefängnis bedroht; Mietverträge zu Wucherpreisen gelten jedoch als zu angemessenem Preis abgeschlossen.

Woiwode, in südosteurop. Ländern Fürst; in Polen Oberpräs. einer Prov.

Woiwodschaft, Name der poln. Provinzen.

Woldemaras, Augustinas, *1883; 1919–20 litauischer Min.-Präs., 1926 Diktator, 1931 im Hochverratsprozeß freigesprochen.

Wolf,

1) hundeartiges Raubtier, 1,15 m, graugelb, Europa, Asien, in Deutschland selten;
2) Haut-W., Wundsein der Haut durch Reibung, Schweiß;
3) Auflockerungs- u. Reinigungsmaschine für Fasern.

Wolf,

1) Friedr. Aug., Altphilolog, 1759–1824; bestritt als erster die Einheitlichkeit v. „Ilias“ u. „Odyssee“.
2) Friedr., Schriftsteller u. Arzt, *1888; Drama: „Cyankali“; Nov.
3) Hugo, Komp., 1860–1903; bedeutendster Liederkomponist nach Schubert u. Schumann; „Span. Liederbuch“, „Gottfried Keller-Lieder“ u. a.

Wolfenbüttel, braunschweig. St., an der Oker, 19 000 E; Flachs- u. Jutespinnerei.

Christian Frh. v. Wolff.

Wolff,

1) Christian, Frh. v., Philosoph u. Mathematiker, 1679—1754; popularisierte u. systematisierte die Leibnizsche Philosophie; „Vernünftige Gedanken v. d. Kräften d. menschl. Verstands“, „… v. Gott, d. Welt u. d. Seele d. Menschen“, „… v. der Menschen Tun u. Lassen“.
2) Jul., Schriftsteller, 1834–1910; Versnovelle „Rattenfänger von Hameln“, Romane.
3) Kaspar Friedr., Anatom, 1733–94; Mitbegründer der Entwicklungsgeschichte.

Wolf-Ferrari, Ermanno, dt.-ital. Komponist, *1876; Opern: „Der Schmuck der Madonna“, „Sly“.

Wölfflin, Heinrich, Kunsthistoriker, *1864, Prof. Zürich; Begr. der modernen Kunstwissenschaft; „Kunstgeschichtl. Grundbegriffe“.

Wolffs Telegraphisches Büro (W. T. B.), von B. Wolff (1811–79) 1849 in Berlin gegr. offiziöses Telegraphenbüro der dt. Regierung.

Wolfgang, Heiliger, Patron v. Oberösterreich.

Wolfram, Schwermetall (↑ Elemente), spez. Gew. 19,1, schmilzt bei etwa 3380°, verwendet zu elektr. Glühlampen, Spezialstahl, in der Keramik.

Wolfram v. Eschenbach (bei Ansbach), mhd. Dichter, um 1170–1220, überragend durch tiefe, duldsame Frömmigkeit, Humor u. Ausdruckskraft; „Parzival“, „Willehalm“.

Wolframit, Wolframerz.

Wolfsgruben, milit. Hindernis: kegelförmige Erdgruben m. spitzen Pfählen.

Wolfsmilch (Euphorbia), giftige, milchsaftführende Gewächse. Zypressen-W., in Sandgegenden, 30 cm, dicht beblättert (wie Nadelholzzweig); Sonnen- W., 25 cm, verbreitetes Garten- und Ackerunkraut.

Wolfsmilchschwärmer, Schmetterling, 7 cm spannend, Raupe schwarzgrün mit roter Rückenlinie, gelben Flecken, auf Zypressenwolfsmilch.

Wolfsrachen, angeborne Spalte im harten Gaumen.

Landschaft am Oberlauf der Wolga, nordw. Moskau.

Wolga, größter Fl. des europ. Rußlands u. Europas, 3694 km, aus den Sümpfen der mittelruss. Höhen, zum Kaspischen Meer.

Wolgadeutsche, die seit 1763 v. Katharina II. im Gebiet der heutigen „Wolgadeutschen Sowjetrepublik“ angesiedelten dt. Kolonisten (1926: 400 000); etwas mehr als 200 Dörfer.

Wolgadeutsche Sowjetrepublik, russ. auton. Rätestaat in O-Europa, zum Unterwolgagau, 26 753 qkm, 572 000 E; Hptst. Pokrowsk. Ackerbau (Weizen), Gartenbau, Heimind. (Textilien).

Wolgast, St., in Westpommern, 7200 E.

Wolgemut, Michael, Maler, Nürnberg, 1434–1519; Lehrer Dürers.

Wolhynien, westukrain. Landschaft; Hptst. Luzk.

Wolhynisches Fieber = Quintanfieber.

Wolken, Anhäufungen von Wassertröpfchen od. (in den kalten höchsten Schichten) Eisnadeln. Nach Form und Höhenlagen werd. unterschieden : niedrige W.: Nebel, Hochnebel, Stratus (Schicht-W.), Stratocumulus, Cumulus (Haufen-W.) mit Basis in 1500 m Höhe; mittlere W. (in 3–5 km Höhe): Altocumulus (grobe Schäfchen-W.), Altostratus (feiner Schleier); hohe W. (in 6–11 km): Cirrocumulus (feine Schäfchen), Cirrus (Faser-Feder-W.), Cirrostratus (allerfeinster Schleier). W., aus denen Regen fällt, werden Nimbus genannt.

Wollafter, Schmetterling, klebt Eier spiralförmig an Zweig und bedeckt sie mit Afterwolle; Raupe auf Laub-und Obstbäumen. ↑ Taf. Sp. 697.

Wollaston, William, engl. Physiker und Chemiker, 1766–1828; entdeckte Palladium und Rhodium.

Wolle, das Flaumhaar pelztragender Tiere, unterschieden nach der Tierart, z. B. Schaf-, Angora- (Mohair-) W.; nach den Schafrassen, z. B. Merino-, Land-W.; nach dem Land, z. B. australische W. Kurze, stark gekräuselte W. (Streich- W.) dient zu Tuch, längere, schlichte (Kamm- W.) zu glatten (Kammgarn-) Geweben.

WollfettLanolin.

Wollgras (Eriophorum), Riedgräsergattung, grasähnlich, mit wolligem weißem Schopf, in Mooren, auf nassen Wiesen; als Futtergräser ungeeignet.

Wollhandkrabbe.

Wollhandkrabbe, 7 cm br., Männchen mit Haarpelz auf Scheren, aus China eingeschleppt.

Wollin, Insel vor dem Stettiner Haff, 16 000 E.

Wölsungen = Wälsungen.

Wolter, Charlotte, Schauspielerin, Wiener Burgtheater, 1834–97.

Wolverhampton, St., im westl. Mittelengland, 102 000 E; Eisen-, Auto-, Fahrradind.

Wolzogen,

1) Ernst Frh. v., Schriftsteller, *1855; führte 1901 das Kabarett (Überbrettl) in Dtschl. ein; Nov. „Die Gloria-Hose“; Romane.
2) Karoline v., geb. v. Lengefeld, Schillers Schwägerin, 1763–1847; Rom. „Agnes v. Lilien“, „Schillers Leben“.

Wöntschou, ostchin. Vertragsst., 201 000 E.

Woolf, Virginia, engl. Rom.schriftst., * um 1885.

Stichwörter, die unter W… vermißt werden, schlage man unter V… nach.
Empfohlene Zitierweise:
Meyers Blitz-Lexikon. Die Schnellauskunft für jedermann in Wort und Bild., Leipzig 1932, Spalten 739–740. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LA2-Blitz-0433.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)