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737 Wirtschaft — Wohlfahrtserwerbslose 738

Reichsmin. d. besetzten Gebiete, 1930–31 Reichsinnenmin.

Wirtschaft, i. allg. jede auf die Befriedigung v. Bedürfnissen gerichtete Tätigkeit des Menschen. Jede W. soll sich so vollziehen, daß mit dem geringsten Aufwand an Mitteln der größte Erfolg erzielt wird (ökonom. oder wirtschaftl. Prinzip). Sind d. Träger der W. Einzelindividuen od. Verbände solcher, so spricht man von individualist. W.sordnung. Eine bes. Form dieser W.sordnung ist der Kapitalismus. In der sozialist. oder kollektivist. W.sordnung ist der Träger der W. die durch den Staat repräsentierte Gesamtheit. Hier gibt es, streng genommen, nur die Volks-W. in der Form einer wirkl. Staatswirtschaft, die Einzel-W.en sind nur Konsumgemeinschaften.

Wirtschaftliche Fertigung, Ausschuß für (AWF), beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit (RKW); ist Zentralstelle für Rationalisierung auf allen Gebieten der Fertigung. Die jeweils günstigsten Arbeitsmittel, -verfahren u. -weisen werden erforscht und möglichst weitgehend verbreitet.

Wirtschaftsfriedliche Arbeitnehmerverbände (Gelbe, Gelbe Gewerkschaften) lehnen Streik ab, bekämpfen Marxismus, die heutige Form des Tarif- u. Schlichtungswesens u. erstreben friedliche Werkgemeinschaft zw. Arbeitgeber u. -nehmern des gleichen Betriebes; 1929 zur Kampfgemeinschaft wirtschaftsfriedlicher Arbeitnehmerverbände zus.geschlossen.

Wirtschaftsfürsorge sucht Hilfsbedürftig. Arbeits- und Unterhaltsmöglichkeiten zu geben.

Wirtschaftsgeographie behandelt d. geograph. Verbreitung u. Bedingtheit der wirtschaftl. Verhältnisse (Erzeugnisse, Handel, Verkehr).

Wirtschaftspartei (Reichspartei d. dt. Mittelstandes), gegr. 1920; betont berufsständ. Gedanken, Kampf geg. Zwangswirtschaft (bes. im Wohnungswesen), gegen öff. Betriebe, gegen Konsumvereine und Warenhäuser.

Wirtschaftsprüfer, Personen, die sich berufsmäßig mit Prüfung der Bücher u. Bilanzen wirtschaftl. Unternehmungen befassen.

Wirtschaftsstatistik umfaßt u. a. Berufs-, Betriebs-, Produktions-, Außenhandels-, Verkehrs-, Preis-, Lohn- u. Konjunkturstatistik.

Wirtschaftsstufen, Entwicklungsstufen der Wirtschaft, v. denen man annimmt, daß sie jede Volkswirtschaft durchlaufen hat. So unterscheidet F. List folgende 5 W.: Jagd u. Fischerei, Hirtenleben, Ackerbau, Ackerbau-Manufaktur und Ackerbau-Manufaktur-Handel.

Wirtschaftswissenschaften haben den wirtschaftenden Menschen zum Erfahrungsobjekt: Nationalökonomie, Wirtschaftsgeographie, -geschichte, -politik, Finanzwissenschaft, Betriebswirtschaftslehre.

Wirz, Otto, relig. Dichter, *1877; Rom.: „Gewalten eines Toren“, „Die geduckte Kraft“.

Wis. = Wisconsin (Staat).

Wisby: Teil der alten Stadtmauer.

Wisby, Hptst. der schwed. Insel Gotland, 10 000 E; 12. und 13. Jh. Niederlassung der Hansa.

Wisconsin,

1) Nbfl. des Mississippi, 1006 km;
2) USA-Staat, zw. Michigansee, Oberen See und Mississippi, 145 205 qkm, 2,98 Mill. E; Hptst. Madison. Bed. Landwirtschaft, bes. Maisbau, Bergbau auf Eisenerze.

Wiseman, Nicholas, 1802—65; 1850 Kardinal u. Erzbischof v. Westminster; Rom. „Fabiola“.

Wisent.

Wisent, Rinderart, 1,9 m hoch, 31/2 m lang, braun, mit starkem Kinnbart, bemähntem Vorderkörper u. bequastetem Schwanz, letztes europ. Wildrind, wenig Reste in zool. Gärten u. Parken.

Wislicenus, Johannes, Chemiker, 1835 bis 1902; Mitbegründer der Stereochemie.

Wismar, Hafenst., in Mecklenburg-Schwerin, an der Ostsee, 26 000 E.

Wismut, Schwermetall (↑ Elemente), rötlichweiß, spez. Gew. 9,8, schmilzt bei 271°. W.-Verbindungen werden verwend. in der Glasfabrikation, Porzellanmalerei, Kosmetik, Heilkunde; Legierungen mit Blei, Zinn, auch Kadmium sind leicht schmelzbar, z. B. schon bei 70°.

Wissell, Rudolf, *1869; seit 1918 M. d. R. (Sozialdem.), 1919 Reichswirtschafts- (Scheitern seiner Planwirtschaft), 1928—1930 Reichsarbeitsmin.

Hermann v. Wissmann.

Wissmann, Hermann v., Afrikareisender, 1853—1905; Reichskommissar u. Gouverneur von Dt-O-Afrika.

Wistarie (Glyzine), Schmetterlingsblütler, Schlingsträucher, Zierpflanzen aus N-Amerika, 0-Asien, mit violettblauen, hellblauen od. blaßbläulichpurpurnen Blütentrauben.

Witebsk, St., im nördl. Weißrußland, an der Düna, 99 000 E.

WitheritBarium.

Witiges, Ostgotenkönig, 536–539.

Witim, Nbfl. der Lena (Ostsibirien), 1760 km.

Witoscha, Gebirgsstock, südw. Sofia, 2290 m.

Witt,

1) Fr. Xaver, Priester, Komponist und Musikschriftst., 1834–88; gründete 1867 d. „Allg. dt. Cäcilienverein.
2) Otto Nikolaus, Farbenchemiker, 1853–1915.

Witte, Sergej, Graf, 1849–1915; 1893 russ. Finanzmin., 1903–06 Min.-Präs.

WittekindWidukind.

Wittelsbach, Fürstengeschlecht, erhielt 1180 das Hzt. Bayern, 1214 die rhein. Pfalz; die jüng. (bayr.) Linie, 1623 kurfürstl., erlosch 1777, d. ältere (pfälz.), 1356 kurfürstl., 1806 kgl., herrschte bis 1918 in ↑ Bayern.

Witten, St., im westl. Westfalen, a. d. Ruhr, 45 300 E; Erz-, Kohlenbergbau.

Wittenau, ehem. nordw. Vorort Berlins (s. 1920 eingemeindet); städt. Irrenanst. (Dalldorf).

Wittenberg, pr. St., a. d. mittl. Elbe, 23 000 E; Eisenind.; Schloßkirche (m. Luthers u. Melanchthons Grab); Wiege der ↑ Reformation.

Wittenberge, pr. St., a. d. Elbe, 26 000 E.

Witterung, vom Wild ausgehende u. an dessen Spur eine Zeitlang haftende Ausdünstung.

Wittig, Josef, relig. Volksschriftsteller, *1879; „Meine Erlösten“, „Wiedergeburt“, „Leben Jesu in Palästina, Schlesien und anderswo“, „Höregott“.

Wittstock, St., in der Ostprignitz, 7000 E.

Wittum, der der Witwe zustehende Teil des Vermögens des Mannes.

Witwatersrand, goldreiches Gebirge (bis 1540 m) in Transvaal (S-Afrika).

WitwenrenteInvaliden- u. Hinterbliebenenversicherung.

Witwenverbrennung, Sitte in Indien, bes. im MA, nach der sich die Witwe als Sühnopfer mit dem Gatten verbrennen ließ, seit 1829 von der engl. Regierung verboten.

Witz, urspr. = Scharfsinn; heute Fähigkeit, zw. scheinbar Unähnlichem überraschende Ähnlichkeit zu finden; sowie einzelne Äußerungen dieser Begabung.

Witz, Konrad, Maler, † 1447, neben Lucas Moser Hauptmeister der oberrheinischen Schule.

Wlachen („Welsche“), slaw. Name für die Italiener bzw. Rumänen.

Wladikawkas, Hauptstadt der autonomen Gebiete Nordossetien und Inguschetien im russ. Gau Nordkaukasien, 78 000 E.

Wladimir, innerrussische St., 40 000 E; Textilindustrie.

Wladiwostok, St., im russ. Fernöstl. Gau, 108 000 E, Endpunkt der Sibir. Bahn; Hochseefischerei.

WO. = Wechselordnung.

Wochenbett, Zeit unmittelbar nach der Entbindung, in der die Rückbildung der Gebärmutter stattfindet.

Wochenende, die (arbeitsfreie) Zeit von Sonnabend Mittag bis Sonntag Abend bzw. Montag früh.

Wôdan (Wotan), germanischer Gott, ↑ Odin.

Wodka, Branntwein.

Wohlbrück, Olga, *1867; Unterhaltungsromane.

Friedrich Wöhler.

Wöhler, Friedr., Chemiker, 1800–82; entdeckte Aluminium, Beryllium u.a.; Harnstoffsynthese.

Wohlfahrtsamt ist Mittelpunkt der öfi und Bindeglied zw. öffentlicher u. freier ↑ Wohlfahrtspflege. Ihm liegt im wesentlichen die Durchführung der reichsfürsorgerechtlich. Aufgaben ob.

Wohlfahrtsausschuß, in der (1.) Französ. Revolution ausübende Regierungsbehörde, 1793–95 Schreckensherrschaft unter Robespierres Einfluß.

Wohlfahrtserwerbslose, arbeitsfähige

Stichwörter, die unter W… vermißt werden, schlage man unter V… nach.
Empfohlene Zitierweise:
Meyers Blitz-Lexikon. Die Schnellauskunft für jedermann in Wort und Bild., Leipzig 1932, Spalten 737–738. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LA2-Blitz-0432.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)