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121 Deutsche Staatspartei – Dezimieren 122

Marinemeutereien, 8./9. 11. Umsturz, Übergang des Kanzleramts an Ebert (Sozialdem.), Abdankung u. Flucht d. Kaisers (10. 11.), Rücktritt aller Bundesfürsten. 11. 11. Waffenstillstand v. Compiègne, 28. 6. 1919 Friedensdiktat v. Versailles.

Regierungsgewalt der „Volksbeauftragten“ (Ebert-Haase-Scheidemann). Nationalversammlung 6. 2. 1919 in Weimar, Ebert provisor. Reichspräsident.

IV. Freistaat (seit 1919; ↑ Übersicht Sp. 121). 10. 2. Notverfassung, 31. 7. endgült. Reichsverfassung (verkündet 11. 8.). Reg. Scheidemann (seit 15. 2.) trat 20. 6. wegen Friedensbedingungen zurück, Reichskanzler Bauer unterzeichnete Vertrag v. Versailles (28. 6.). 8. 3. 1920 Kapp-Putsch. Reichstagsneuwahlen 6. 6. 1920: Niederlage der bisher. Koalition, Sieg der Deutschnat., Dt. Volkspartei u. Unabhängigen. Fehrenbach (Zentr.) Reichskanzler (Minderheitsreg.). Ungeheure Reichslasten (1921: 41 Milliarden , davon 15,7 für fremde Besatzung) u. gesunknes Vertrauen zur Reg. verschuldeten katastrophales Absinken der Mark. Das D. mußte Londoner Ultimatum v. 6. 5. 1921 (↑ Europ. Konferenzen) annehmen (Wirth). Teilung Oberschlesiens durch Machtspruch (20. 10. 1920). Ermordung Rathenaus (24. 6. 1922) erschütterte das D. schwer. Durch verfassungsänderndes Ges. (24. 10. 1922) Ebert 1. ord. Reichspräs. Frankr. u. Belgien brachen ins Ruhrgebiet ein; passiver Widerstand der Reg.; Ergebnis: völl. wirtschaftl. Zusammenbruch. Schachts Stabilisierung der Mark (Rentenmark) Okt. 1923. Neuregelung der Reparationsfrage durch Dawes-Gutachten (Londoner Konferenz 1924). Stresemann schloß 1925 Locarnopakt (↑ Locarno); Beitritt zum Völkerbund 1926, Zustimmung zum ↑ Kriegsächtungspakt 1928 u. Young-Plan im Haager Abkommen 1929. 30. 6. 1930 endgült. Räumung des Rheinlands.

Nach 2 Kabinetten Stresemann (1923) folgte 1. 12. 1923 Minderheitsreg. Marx u. nach wiederholter Neuwahl (Ruck nach r.) 15. 1. 1925 Rechtsreg. unter Luther. Wahl Hindenburgs zum Reichspräs. 26. 4. 1925. Reichstagsneuwahl 1928 brachte die Sozialdem. erneut in die Reg. (Müller), doch schieden sie März 1930 wieder aus. Reg. Brüning konnte Finanzreform erst nach Reichstagsauflösung auf Grund des Art. 48 RV. einleiten. Neuwahlen (14. 9. 1930). Gewalt. Stimmenzuwachs bes. der Nationalsozialisten, schwerste Einbußen der Mittelparteien. Die Rechtsopposition verließ Jan. 1931 den Reichstag, dessen Rest die Notverordnungen der Reg. billigte. 14. 7. stand das D. nahe vor dem Zus.bruch infolge der starken Kreditkündigungen durch das Ausland. Der Hooverplan gewährte der Reg. eine Atempause. Unter frz. Druck mußte Sept. 1931 in Genf der Plan der österr.-dt. Zollunion aufgegeben werden. Okt. trat zuerst Curtius, dann das Gesamtkabinett Brüning zurück. 2. Kabinett Brüning, in dem Brüning das Außenmin., Groener das Reichswehr- u. Innenmin. übernahm, erhielt 16. 10. knappe Mehrheit im Reichstag, der auch die erlassenen Not-VO. billigte.

Lit: W. Ule, Das D. (19252); G. Braun, Dtschl. (1929); A. v. Hofmann, Das dt. Land u. die dt. Gesch. (19262); D. Schäfer, Dt. Gesch. (19229); Haller, Epochen d. dt. Gesch. (19272).

Deutsche Staatspartei, gegr. 1930 v. Demokraten, Jungdeutschem Orden. Vors.: Dietrich.

Deutsche Volkspartei, 1919 unter Stresemann aus Nationalliberalen entstanden. Führer: Dingeldey.

Deutsch-Eylau, ostpr. St., 11 000 E.

Deutsch-Französischer Krieg, 1870/1871: letzter Anlaß: span. Thronkandidatur Leopolds v. Hohenzollern; eigtl. Grund: Möglichkeit e. dt. Einheitsstaates; frz. Kriegserklärung 19. 7. 1870. Moltke (Gen.stabschef) stellte 3 Heere auf, zus. 384 000 Mann, 1. Armee unter v. Steinmetz, 2. unter Prinz Friedr. Karl, 3. unter Kronpr. v. Preußen. Die Franzosen bildeten Rheinarmee (250 000 Mann): Bazaine in Metz (160 000), MacMahon in Straßb. (90 000 Mann). Dt. Siege b. Spichern 6.8., Weißenburg 4.8. u. Wörth 6.8., Colombey-Nouilly 14.8., Vionville 16. 8., Gravelotte 18. 8. Die Schlacht b. Sedan 1.9. erzwang 2.9. Kapitulation MacMahons u. Napoleons III. (83 000 Mann). Sturz d. Kaisertums in Paris. 19. 9. Belagerung v. Paris, Einnahme v. Toul 23. 9., Straßb. 27. 9. u. Metz 27. 10. Siege bei Orléans 10. u. 11. 10., Amiens 27.11., St.-Quentin 19. 1. 1871, Orléans 28. 11. bis 5. 12. u. Le Mans 6.–12. 1. 1871. Nach Beschieß. v. Paris 21 täg. Waffenstillst. ab 28. 1. 1871, 26. 2. Präliminarfrieden v. Versailles, 10. 5. Friedensschl. zu Frankf. a. M.: Elsaß-Lothr. mit Straßb. u. Metz, 5 Milliarden Fr. Entschädigung an Dt. Reich.

Deutsch-Hannoversche ParteiWelfen.

Deutschkonservative Partei, gegr. 1876, 1918 Übergang in Dt.nat. Volkspartei.

Deutsch-Krone, St. d. Grenzmark Posen-Westpr., 11 000 E.

Deutschland, das zus. hängende dt. Sprachgebiet.

„Deutschland“, dt. Handelsunterseeboot (1900 t), das 1916 unter Kap. König 2mal USA erreichte.

Deutschnationale Volkspartei, 1918 hauptsächl. aus ehem. Konservativen entstanden; 1929 Absplitterungen. Führer: Hugenberg.

Deutsch-Neuguinea, früher dt. Kolonialgebiet in Südsee, 242 476 qkm, 603 000 E, seit 1919 Völkerbundsmandat, nördl. v. Äquator unter jap., südl. v. ihm unter austral. Verwaltung.

Straße in Tanga (ehem. Deutsch-Ostafrika).

Deutsch-Ostafrika, größte der ehemal. dt. (seit 1891) Kol. (995 000 qkm, 9,3 Mill. E), seit 1919 Völkerbundsmandate ↑ Tanganjika (brit.) u. ↑ Ruanda-Urundi (belg.); Hptst. Daressalam.

Der Omarurufluß zur Trockenzeit (ehem. Deutsch-Südwestafrika).

Deutsch-Südwestafrika, bis 1919 dt. Kolonie, als Südwestafrika (seit 1920) Völkerbundsmandat (Mandatar Südafr. Union), 808 550 qkm, 259 000 E; Hptst Windhuk. Vor dem Weltkrieg neben Negern (Ovambo), Hottentotten, Hereros u. Buschmännern 15 000 Europäer (davon 4/5 Dt.). Mangels genügender natürl. Bewässerung Ackerbau nur im N (Mais, Bohnen), sonst Viehzucht, Kupfer, Blei, Diamanten. 1884 dt.; Erhebung der Herero 1907 niedergeworfen. Im Weltkrieg verteidigte sich D. bis 9. 7. 1915.

Deutschtum im Ausland, Bez. aller jenseits der dt. Reichsgrenze lebenden Dt., die sich der volkl. u. kulturellen Zus.gehörigkeit mit dem Muttervolk noch bewußt sind, aber eine fremde Staatszugehörigkeit besitzen. 1925: in Europa 18,45 Mill, außerhalb des Dt. Reichs, in Asien 197 500, in Amerika 11,08 Mill, in Afrika 126 700, in Australien u. Polynesien 160 000 Dt.

Deutzie, Steinbrechgewächs, aus Japan u. China, bis 2 m.

Deva, bei den Indern Gott, auch Titel der Könige.

Devalvation, bei entwerteter Papierwährung Einführung neuer Geldeinheit, die einer Mehrheit der entwerteten Geldeinheiten entspricht (z. B. 1 Rentenmark = 1 Billion Mark).

Devastation, Verheerung, Verwüstung.

Deventer, mittel-holl. St, 35 000 E.

Deviation, Ablenkung der Kompaßnadel d. Schiffs dch. dessen Eisenmassen.

Devise, Wahlspruch.

Devisen, im weitern Sinn alle ausländ. Zahlungsmittel: Geldsorten, Noten, Wechsel, Schecks (letztere beide: D. im engern Sinn) u. Anweisungen an ausländische Zahlstellen.

DevonGeologische Formationen.

Devot, andächtig, ehrfürchtig, unterwürfig; D.ionalien, der Andacht dienende Gegenstände: Bilder, Kruzifixe u. a.

Devrient, Schauspielerfam., bes. Ludw., 1784–1832, größter Schauspieler um 1800.

Dewar, James, engl. Physiker u. Chem., 1842–1923; tiefe Temperaturen.

Dewet, Christian R., Burenführer, 1854–1922.

Dewsbury, mittelengl. St., 54 000 E.

Dextrin, aus Stärke hergest. zum Verdicken v. Farbe, in der Appretur, als Klebmittel.

Dezember, 12. (altröm. 10.) Monat; Christmonat.

Dezennium, Jahrzehnt.

Dezent, anständig, sittsam, gedämpft.

Dezentralisieren, vom Mittelpunkt wegbringen; Teile d. Verfügungsrechts an untergeordn. Stellen abgeben.

Dezernat, Kreis der ein. Beamten (Dezernent) übertrag. Geschäfte.

Dezi…, 10. Teil; D.gramm, = 0,1 g.

Dezimalsystem, math., ↑ Zahlensystem; in Bibliotheken benutztes System (Deweysystem), gliedert Gesamtwissen in 10 Gebiete.

Dezimieren, „zehnten“, jeden 10. Mann hinrichten, stark vermindern.

Empfohlene Zitierweise:
Meyers Blitz-Lexikon. Die Schnellauskunft für jedermann in Wort und Bild., Leipzig 1932, Spalten 121–122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LA2-Blitz-0075.jpg&oldid=- (Version vom 26.6.2022)