Seite:Kurze Lebens-Notizen zu der Portrait-Gallerie merkwürdiger Luzerner auf der Bürgerbibliothek in Luzern.pdf/109

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


218 Josef Zemp

Josef Zemp wurde am 2.9.1834 in seiner Heimatgemeinde Entlebuch als ältester Sohn von 11 Kindern des Gerichtsschreibers Jost Zemp geboren. Die Zemp gelten als ein altes Entlebuchergeschlecht. Nach den Volksschulen in Entlebuch erhielt er seine humanistische Ausbildung am Gymnasium und Lyceum in Luzern. 1856-59 studierte er in Heidelberg und München die Rechtswissenschaft, die er in Heidelberg mit dem Doktorat abschloss. 1860 eröffnete er in Luzern und Entlebuch ein Anwaltsbüro. Für kurze Zeit versah er das Amt eines Verhörrichters. 1863 wurde er in den Grossen Rat gewählt, dem er bis zu seiner Wahl in den Bundesrat angehörte. 1871 wurde er Mitglied des Ständerates, wechselte aber im folgenden Jahr in den Nationalrat hinüber. 1876 demissionierte er als solcher, um 1881-91 erneut diesem Gremium anzugehören. 1891 war er Präsident des Nationalrates, um im gleichen Jahr als erster Katholisch-Konservativer in den Bundesrat gewählt zu werden. 1895 und 1902 bekleidete er das Amt eines Bundespräsidenten. Als Vorsteher des Post- und Eisenbahndepartementes war die Verstaatlichung der schweizerischen Bundesbahnen sein besonderes Verdienst. Kurz nach dem Rücktritt aus dem Bundesrat starb Josef Zemp am 8.12.1908 in Bern.