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beym Scapulirfeste das unwissende Volk unverschämt unterhalten.[1]

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 Eben so erzählen die Dominicaner unglaubliche Wunderdinge von dem Rosenkranze, wie aus der Legende (Beylage 1.) zu sehen ist, welche aus dem römischen breviario


  1. 4) [Vermöge der bulla sabbathina sollen die Seelen der Verstorbenen, welche dieser Brüderschaft einverleibt waren, nie über einen Sonnabend im Fegfeuer verbleiben dürfen. Der bekannte Johann de Launoy bewies in seinem tractatu de bullae Sabbathinae privilegio: daß sie 30 Jahre älter sey, als Simon Stoch das Scapulir soll empfangen haben. Unter die Wirkungen des vorgegebenen Scapulirs gehört noch: es soll sich keiner erhängen oder ersaufen können, er habe denn das Scapulir von sich geworfen; der größte Sünder, der ein Scapulir trägt, kann nicht verlohren gehen. Beyspiele, die diese Vorspiegelungen erweisen sollen, findet man in Menge in ihren Legenden und hört sie in ihren Predigten. Der ächte Katholik verwirft es keineswegs, wenn Jemand das Bildniß der allerseligsten Jungfrau tragen will. Das Volk sollte man nur darüber belehren, daß dieses Bildniß der allerseeligsten Jungfrau, das auf der Brust getragen wird, sie stets erinnern soll, dem tugendhaften Wandel Mariä nachzufolgen, und eine so reine Brust zu haben, als diejenige, deren Bildniß sie tragen. Der redliche Katholik muß ernstlich beklagen, daß statt solcher vernünftigen Belehrungen, vielmehr auf öffentlicher Kanzel und in Legenden dieses Scapulir als ein Mittel für ruchlose Sünder vorgestellt wird, wodurch in der That Jesus und seine allerheiligste Mutter mehr gelästert, als geehrt werden; denn wie soll Maria, die Reinste, eine Fürbitterin für unreine, unverschämte, und ruchlose Sünder seyn können?]