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die Stimmung tiefer, so verliert nicht nur der Ton an Kraft und Klang, sondern es kann auch nicht leicht mit Blas-Instrumenten dazu accompagnirt werden. Ist sie höher, so ist Letzteres noch mehr der Fall, und die Saiten werden noch überdies durch die unnatürliche Spannung zu sehr ausgedehnt und dadurch zu dünne, wenn sie auch die Spannung aushalten ohne zu brechen.

Die Temperatur der Tonarten soll möglichst gleich seyn. Hat der Stimmer nicht so viel richtiges Gehör, daß er diese möglichste Gleichheit auch ohne alle künstliche Regeln herauszubringen weiß, so ist er zu bedauern und er wird zuverlässig auch nach den besten Anleitungen zum Stimmen doch keine richtige Stimmung zuwege bringen. Da es übrigens wegen der allzugroßen Vermehrung der Tasten und der unüberwindlichen Schwierigkeit, ein solches Instrument fertig zu spielen, nicht möglich ist, die enharmonische Tonleiter auf dem Claviere zu bilden, und dieses Instrument kein besonderes Ces, Cis, Des, Dis, Es, Eis, Fes, u. s. w. hat, so kann auf demselben, so wie auf der Orgel und allen andern Tonwerkzeugen, auf welchen die enharmonische Tonleiter nicht gebildet werden kann, die Stimmung überhaupt nie vollkommen seyn, und man muß entweder dem Stimmer zugestehen, in Einen Theil der Tonarten etwas mehr Reinheit und befriedigendere Intervalle zu legen, und es in dem andern um so vieles fehlen zu lassen, oder sich gefallen lassen, daß bei vollkommen gleicher Temperatur der Mangel, nur in kleinerem Maaße, allen Tonarten