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nicht tun, ohne daß ihm der Erfolg gegenwärtig ist, bevor er die dazu erforderliche Handlung ausgeführt hat. Er muß also überall in die Zukunft schauen und wird es um so sicherer tun, je wissenschaftlicher er seine Kunst auffaßt und treibt.

Das ist in der Tat ein so naher Zusammenhang, daß er ein untrennbarer genannt werden muß. Ich will nicht behaupten, daß alle Künstler sich dieses Zusammenhanges bewußt sind, und darnach ihre Kunst betreiben; ja ich muß leider die Vermutung aussprechen, daß er vielen nicht nur fremd ist, sondern daß manche sogar ablehnen, ihn anzuerkennen und zu betätigen. Dies steht im Zusammenhange mit Fragen, die ich neulich an anderer Stelle erörtert habe. Auch der Praktiker in der industriellen Technik hat wie der in der Kunst zuweilen die Neigung, die Wissenschaft gering zu achten, weil vielleicht einige ihrer Vertreter einmal Unsinn gemacht haben. Ich habe mich bemüht, darzulegen, wie auch der entschiedenste Verächter der Wissenschaft unter diesen Praktikern doch in seiner Weise ein Theoretiker, d. h. ein Wissenschaftler ist, wenn auch nur ein sehr unvollkommener. Ebenso haben jene der Wissenschaft abgeneigten Künstler auch eine Wissenschaft eigener Art. Diese dient ihnen, wenn sie im übrigen etwas rechtes können, ausreichend für ihre Zwecke,

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Wilhelm Ostwald: Kunst und Wissenschaft. Verlag von Veit und Comp., Leipzig 1905, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kunst_und_Wissenschaft.pdf/44&oldid=- (Version vom 1.8.2018)