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er schier ihr Anschmiegen, fühlte ihre weichen, warmen Glieder …

„Du mußt mich suchen!“ hörte er plötzlich dicht in seiner Nähe rufen. Er fuhr zusammen und hielt im Hacken inne. Fast in demselben Momente wiederholten sich die Worte: „Du mußt mich suchen!“

Ja, das war ihre Stimme … ihre Stimme!

Ehe er sich fassen konnte, krachte und schwankte die Tanne und hätte ihn im Stürzen fast niedergerissen, wenn er nicht rechtzeitig zur Seite gesprungen wäre. Er erschrak wie nie im Leben, und alles Haar stieg ihm zu Berge. – Was bedeutete das?

Er sah sich um und starrte nach dem Wasser … von dorther hatte es geklungen, so laut und so deutlich … Aber nichts regte sich. Welle um Welle, nicht allzurasch und auch nicht langsamer, kamen immer von neuem, und die Tanne – die ins Wasser gestürzt war – umspülend, nahmen sie sie langsam und majestätisch auf ihren Rücken …

Alles andere verhielt sich so still, so erwartungsvoll still … Die Bäume da am Rande, ja, der ganze Wald – alles, als ob es sein müßte, um irgend etwas wahrzunehmen.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/93&oldid=- (Version vom 13.9.2022)