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„Ich werde gehen, Mutter, ich muß gehen,“ antwortete er düster und senkte das Haupt, das Angesicht mit beiden Händen verhüllend.

„Ich“, fuhr er fort, „will noch eine Umzäumung hier bei der Koliba für die Schafe machen. Es könnten welche erkranken, und da magst du sie gleich unter den Augen haben, während ich draußen im Walde bei den anderen oder bei den Pferden bin. Das thue ich, Mutter. Diesmal aber steige ich den Berg bis zum Flusse hinab, wo ich Forellen fange, und will dort eine Fichte aushacken. Dort ist der Wald dichter, als überall, und die Stimme der Axt wird sich verlieren. Ich hacke den Baum bis zum Erdboden aus und verdecke den Stumpf mit Moos. Dort bereite ich mir die Pflöcke und werfe die Späne ins Wasser; mögen sie mich dann unten anzeigen! Ich fürchte mich nicht!“

Die letzten Worte sprach er mit finsterer Entschlossenheit und erhob sich.

„Und jetzt gehe ich, Mutter; bleibt gesund und harrt nicht vor Mitternacht auf mich.“

„Wenn es durchaus sein muß, dann gehe,“ sprach verstimmt die Alte; „aber besser wäre es,

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/85&oldid=- (Version vom 13.9.2022)