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Damals war alles so schön, so wie eine Sonne, wenn sie am höchsten steht. Er will, daß es wieder so schön wird. Er liebt sie ja … ja, jetzt ist die Reihe an ihn gekommen, zu sterben!

Er lacht, während sein Herz voller Zornesthränen ist. – – –

Damals ging sie mit Blicken fort, als sei die Welt für sie mit einem Male anders geworden, als sei sie ein anderer Mensch geworden. – Sie war schneeweiß, und ihre großen, traurigen Augen glänzten so seltsam … Herr Gott! –

„Liebst du mich?“ hatte er sie gefragt.

Sie antwortete nicht gleich, sagte aber nach kurzem Besinnen mit einem matten Lächeln: „Nein.“

„O, du liebst mich!“

„Vielleicht!“

„Warum vielleicht?“

„Weil … weil das etwas anderes ist.“

Foppte sie ihn, daß sie nicht mehr erschien? Würde sie thatsächlich niemals mehr kommen?

Das war unmöglich.

Die Mädchen im Dorfe kamen unzählige Male, wenn sie einen liebten, zum Beispiel ihn! Voller

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/80&oldid=- (Version vom 13.9.2022)