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„Weil du nicht willst? – Du hörst?“

„Ach – was dir einfällt!“

Sie lächelte gezwungen, während ihre Augen vor Aufregung fast unheimlich leuchteten. –

„Sieh’ doch, wie dicht hier die Bäume wachsen, die Luft wird geradezu feucht; man sieht den Himmel beinah’ gar nicht … o Gott!“

„Du fürchtest dich doch!“

Sie schüttelte das Haupt, die Augen voll seltsamen Glanzes nach ihm gerichtet. Zurück wollte sie noch immer nicht; sie wußte nicht, weshalb. Sie war auch weit davon entfernt, mit ihm bleiben zu wollen … sie fühlte mit einem Male, daß der Wille nie wahrhaft frei ist … Narr, der sie noch vor zwei Stunden war!

„Geh’ nicht so dicht an den Rand – du wirst fallen!“

Sie gab keine Antwort.

„Hörst du? Ach! Du fürchtest dich vor mir! Ich thue dir nichts. Deine Uhr brauche ich ja nicht. Komm doch näher an mich; meine Brustkette da mit den Kreuzen ist mehr wert, als deine Uhr. Komm, ich schenke sie dir! … und mehr noch könnte ich

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/73&oldid=- (Version vom 13.9.2022)