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immer stiller und stiller ward und in dem sich höchstens Laute eines rieselnden Baches durchbrachen. Rasch glitt sie am Schluchtrande dahin, sich leicht unter den über den Weg hängenden Tannenzweigen neigend, während er erregt fragte:

„Es gefällt dir also im Walde?“

„Ja.“

„Warum? Man sieht ja nichts.“

„Eben weil ich nicht sehe, was ich sonst sehe.“

„Nun, so komm’ mit auf meinen Berg; dort wird es dir noch besser gefallen; dort kommt kein Mensch hinauf, nur manchmal an Feiertagen mein Vater. Dort wohne ich mit meiner Mutter seit fast zwei Monaten und es besuchte uns kaum ein Mensch. – Willst du?“

„Du bist der einzige bei deinen Eltern?“ fragte sie, ohne auf seine Worte zu achten.

„Ja – aber kommst du?“

„Das geht doch nicht!“

„Und warum nicht?“

„Weil es nicht geht.“

„Weil du nicht willst?“

Sie schwieg.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/72&oldid=- (Version vom 13.9.2022)