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einer kurzen Pause den „Herren“ unten noch einen Fluch nachmurmelte, lachte sie leise auf.

„Warum lachst du? Es ist gar nicht zum Lachen!“

„Man muß die Dinge verstehen, Mensch,“ sprach sie nun ernsthaft.

„Bin ich denn auf den Kopf gefallen, oder hab’ ich Giftschwämme gegessen? Doch eher die unten!“ antwortete er.

„Weder die unten, noch Du oben. Du hast sie aber nicht verstanden. Deine Gedanken sind Herz, ihre Gedanken sind Kopf. Sie denken nach Gesetzen und werden dir haarklein beweisen, daß du unrecht gehandelt hast, jene Tanne abzuhacken, trotz des mächtigen Waldes. Bei dir, siehst du, ist es anders. Man muß stets zum Kopfe um Rat gehen.“

Er spuckte weit vor sich durch die Zähne.

„Der Teufel mag sie holen! Sie sind alle Verdreher; alle diese hungernden Röcklinge. – Gott hat doch für alle Menschen den Wald erschaffen; das können sie nicht leugnen und werden es mir auch nicht weismachen, und mögen sie hundertmal Herren sein und schreiben und lesen können. Daß mich das Unglück traf, ertappt worden zu sein – na – das

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/60&oldid=- (Version vom 13.9.2022)