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durch die Zähne, schritt zu einer neben der Hütte gestürzten großen Tanne und schlug, weit und kräftig ausholend, die Axt in sie ein. Dann setzte er sich auf diese, die Arme auf die Kniee stützend, und vergrub das Gesicht in die Hände. – – –

Etwas Böses hatte sich seiner bemächtigt.

Und dieses Böse, das war sie, die wunderschöne rothaarige Hexe, der er im Walde begegnet. … Hexe? … Er hatte ihr ja gesagt, daß sie dem Bilde der Mutter Gottes, welches in der Dorfkirche hänge, gleiche; und doch! … und doch war sie keine Mutter Gottes …

Die Mutter Gottes hat kein rotes Haar, die Mutter Gottes hält niemanden zum Narren, nachdem sie einen so sehr gefesselt wie sie ihn, die Mutter ist heilig, während sie … ach!! – – –

Vor drei Tagen war das alles vorgefallen, und seit der Zeit ist er wie wahnsinnig.

Sogar im Traume sieht er sie. Sein Blut kreist ihm wie toll durch die Adern, in den Schläfen hämmert es, und vor den Augen hat er Funken …

Sie ist keine Mutter Gottes, diese Hexe! Diese wunderschöne, berückende rothaarige Hexe!

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/52&oldid=- (Version vom 13.9.2022)