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Es war nach einem Gewitter.

Die Sonne war im Untergehen und der Himmel wolkig und nur im Westen hell gerötet.

Die Berge, von Nebelmassen phantastisch umzogen, stachen scharf und blaudunkel vom Himmel ab.

Auf einem dieser bewaldeten Berge stand eine neue Huzulenhütte.

Stämmige Fichten breiteten ihre Arme über ihr aus; sie schüttelten unmutig die stolzen Wipfel, und einzelne, große Regentropfen fielen lautlos ins Moos.

Ringsum Stille; nur wie gedämpftes Meeresrauschen scholl es durch die unabsehbaren Wälder. – –

Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne drangen hie und da in das Dickicht des Waldes und spielten für kurze Augenblicke als goldig zitternde Schatten auf den Zweigen; und dann ward es im Walde völlig dunkel.

Die Thüre der Hütte öffnete sich, und heraus trat, etwas gebeugt, ein junger Huzule, eine Axt nachlässig über der Schulter haltend, und sah sinnend in die Ferne.

Er war schlank, elastisch und überaus kraftvoll

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/48&oldid=- (Version vom 13.9.2022)