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reihen, zum Transporte vorbereitet, schimmerten silbergrau, und von der Seite betrachtet, schienen sie bloße Linien zu sein.

Stämme! – Überall, wohin der Blick fiel, lagen Stämme, Holz, Bretter, Abfälle; und zwischen all’ diesen Haufen schlichen lautlos Bluthunde wie Gespenster umher, große, ungeschickte Schatten werfend und schnüffelnd nach Eindringlingen. – Seitdem die Fabrik einmal in Flammen gestanden, wurden sie zu Wächtern auserkoren. Aber niemand drang hinein; niemand störte die Ruhe der Gefallenen …

Halbleises Gemurmel des Gebirgsflusses, welcher unweit der Fabrik unter dem Walde floß, drang weich und eindringlich herüber, während der Wald eine dunkle, unübersteigliche Mauer um das ganze Thal bildete, über die nur der Mond herüber konnte.

Und der kam auch allnächtlich herüber. Blaß und still und unbeweglich, als sei er gänzlich ermattet vor Wehmut und als thäte es ihm wohl, seine Strahlen in den bläulich durchsichtigen Nachtnebeln aufzulösen oder hie und da in den dunklen Ton des Wassers zu tauchen. Das Wehgemurmel der Wellen stimmte ihn so schwermütig, und er vermochte es nicht zu überhören.

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/231&oldid=- (Version vom 13.9.2022)