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entfesselten Gefühlen, welche nur die vornehme Stille der Nacht dämpfte.

Lachen nie gekannten Entzückens, vermischt mit schweren Schmerzensthränen, ließ sich hören, und eine Sehnsucht, weich wie ein Sammetmantel, lag auf allem und rief immer mehr Wünsche und Liebe zum Leben hervor … … …

Seltsam waren die Laute um die Stille dieser Nacht … zärtlicher als Musik. Mehr ein Geflüster, vereint mit dem weichen Dunkel der Nacht – oder wie das Fallen von Wassertropfen von Blatt zu Blatt nach ersehntem, mitten im Sonnenschein gefallenem Regen … … …

Eine lange, kampfesvolle Zeit, – und die Hundertjährigen waren gefallen.

Starre, steife Majestät, so lagen sie gebettet im eigenen Grün. Ihre zurückgebliebenen Stümpfe mit den runden, an die Oberfläche der Erde herausgewucherten Wurzeln klafften verstümmelt aus dem Grase.

Noch lagen sie auf den Höhen – jedoch nicht mehr vereinzelt.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/210&oldid=- (Version vom 13.9.2022)