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genau anzugeben. Er zog sich in Windungen hin, rechts und links von bewaldeten Höhen beschützt, und verlor sich mit dem lustig laufenden Bache zwischen felsigen Vorsprüngen. Da waltete überall eine beängstigende Stille.

Und eine Üppigkeit in der Vegetation, eine Farbenpracht der Flora und auf den Bergen ein Reichtum von Grün von fast erdrückender Gewalt!

Kniehohes, braungrünes Moos wucherte dort unberührt in sanften Wellen aus dem halbfeuchten Boden der Urwaldungen. Daraus hervor – nicht allzudicht – stiegen Tannen, deren Alter hätte erraten werden können, deren Umfang und Schönheit aber stumm machte. Ihre stattlichen Kronen wurden vom Gewölke gestreift und duldeten über sich nur den Goldglanz des Sonnenlichtes …

Hie und da lagen am Boden Riesenbäume, vom Alter unterwühlt, gespalten vom Blitz und vom Sturm zu Boden geworfen. Von außen moosüberzogen und umwuchert von Gräsern, waren sie inwendig hohl und morsch.

Neben ihnen schossen junge Bäumchen empor, breitästig angelegt und gegen die Höhe zu überschlank und voller jugendlicher Biegsamkeit.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/194&oldid=- (Version vom 13.9.2022)