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ist seine Geschichte „Der Herr und der Hund“, in welcher der Hund, der für alle seine Treue nur gequält und geschlagen wird, der Repräsentant des kleinrussischen Volkes ist. Zu hoher Entfaltung brachte die satirische Fabel in den dreißiger Jahren Eugen Hrebinka (1812 bis 1848).

Alle Zeitgenossen überragte jedoch Gregor Kwitka-Osnowjanenko (1778 bis 1843), welcher, aus einer Charkower adligen Gutsbesitzerfamilie stammend, sich schließlich, nachdem er sich im Militär- wie Zivildienst versucht hatte, sodann einige Jahre im Kloster zugebracht, von allem anderen unbefriedigt der Litteratur zuwandte. Er verließ die bis dahin vorherrschende Form der Humoreske und Satire und schuf in seinen Erzählungen, welche vom warmen Hauche tiefen Gefühls durchweht sind, das allerdings zuweilen als Sentimentalität erscheint, Bilder aus dem Leben des Volkes voll packender Natürlichkeit und Wahrheit. Auch einige volkstümliche Theaterstücke von Kwitka gelangten zu großer Popularität. Vor allem aber durch seine Erzählungen, welche überall gerade wegen ihrer Lebenswahrheit offene Herzen fanden, übte er einen außerordentlichen Einfluß auf sein Volk aus, welches seine Werke zu den Perlen heimischer Litteratur zählt.

Neue Stoffe, die nationale Geschichte und Tradition des kleinrussischen Volkstums, kamen gegen Ende der dreißiger Jahre zur Geltung, und zwar im Zusammenhang

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/14&oldid=- (Version vom 13.9.2022)