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Im Königreich Sachsen sind folgende Gebräuche bekannt.[1] In der Walpurgisnacht nehmen arme Leute Stroh aus dem Bette und werfen es dem Nachbar hinüber, damit die Flöhe ausreißen. – Man muß in die Diele vor der Tür einen Stiefelabsatz nageln, daß die Wechselbutte nicht darüber kann, um die neugeborenen Kinder zu vertauschen. – Im Erzgebirge wird, wie auch sonst, ein Feuer angezündet. Dazu tönt der Schall der Weidenpfeifen.


    [94] Bis auf ihn weckten fünf Engländer,
    Die schleppten ihn vor’s Gerichte.

    Und sie stießen und kniffen den alten Mann,
    Und sie peitschten die alten Glieder,
    Bis das rote Blut in den Schuhen ihm stand,
    Und riefen, der Wein rinne nieder.

    Und sie stießen und kniffen den alten Mann,
    Und er stand gebunden am Steine,
    Und sie häuften ein Feuer ringsherum,
    Und sie verbrannten ihm Fleisch und Gebeine.

    Und sie wandten ihr Antlitz der Sonne zu,
    Mit staunendem Wundern und Grauen,
    Denn es kam ein Ding aus der Luft herab,
    Das dunkel und groß war zu schauen.

    Der Vogel kam aus dem Lande von Fife,
    Und er kam mit Schrecken und Grauen,
    Und was war es als des alten Mannes Weib,
    Die kam, seinen Tod zu schauen?

    Sie setzt’ ihm aufs Haupt eine Kappe so rot,
    Und froh blickt der Alte hernieder,
    Und sie wispert ein Wort ihm in das Ohr,
    Und hub in die Lüfte sich wieder.

    Und der gute alte Mann zu springen begann
    In der Mitte der glühenden Flammen,
    Und das Band, das ihn preßt’ an den Ring so fest,
    Es fiel wie Zunder zusammen.

    Und er sprach das Wort in fröhlicher Hast,
    Tief, tief den Atem einzog er.
    Und er setzte den Fuß auf den glühenden Pfuhl
    Und fort in die Lüfte hin flog er.

    Weit, weit umkreist’ er den wirbelnden Rauch
    Und er blickte bald heiter, bald trüber;
    Doch als er sich schwang die Lüfte entlang,
    Schallt wild sein Gelächter herüber.

    (Gekürzt nach einer Übersetzung von Arentsschild.)

  1. O. Dähnhardt, Volkstümliches aus Sachsen.