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Der von dem schottischen Volksdichter Robert Burns verewigte Schwätzer, Lump und Taugenichts Tam o’ Shanter hatte sich einst an einem Markttage mit einem Gesinnungsgenossen bei einem Wirte festgetrunken und den Heimweg in einer stürmischen Gewitternacht angetreten. Als er mit seinem alten Klepper an die Kirche von Allway kam, wo schon mancher nächtliche Reisende verunglückt war und wo allerlei Gespenster ihr unheimliches Wesen trieben,

Weh, was sah Tam für ein Gesicht!
Sah Hexen da mit Zaubrern tanzen,
Nicht Kotillon nach Art der Franzen,
Nein, schott’scher Tanz nur ganz alleine
Bringt Feuer und Leben in die Beine.
Und in des Ostens Fenster saß
In Tiergestalt Herr Satanas,
Ein zott’ger Hund, schwarz, groß und wild,
Der ihnen auf zum Tanze spielt’;
Er drückt die Pfeifen, daß sie tönen,
Bis Dach und Sparren all’ erdröhnen,
Und ringsum offne Särge standen,
Die Toten drin in Grabgewanden,
Und jeder, wie durch Teufelstrug,
Ein Licht in kalten Händen trug.
Der kühne Tam bei ihrem Schein
Sah liegen auf dem heil’gen Schrein
In Galgeneisen Mörders Bein’,
Zwei Kinder ungetauft und klein,
’nen eben abgeschnittnen Dieb,
Dem offen stehn der Mund noch blieb,
Fünf Tomahawks, in Mord getaucht,
Fünf Säbel, dran das Blut noch raucht,
Die Schnur, die Säuglings Hals umschlang,
Den Dolch, den Vaters Kehl durchdrang,
Dem nahm sein eigner Sohn das Leben,
Am Heft noch graue Haare kleben,
Und mehr des Schrecklichen und Grassen
Als ich in Wort und Reim kann fassen.

Wie Tam voll Neugier staunt und starrt,
Die Freud’ und Lust stets wilder ward.