Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/85

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

denen der Hunger religiöse Vorurteile ausgetrieben hat, genossen wird. Das Essen, das zur Zeit, da die Walküren sich zu Hexen entwickelt hatten, auf dem Blocksberg serviert wurde, scheint nach einem von Karl Gander mitgeteilten Niederlausitzer Märchen nicht sehr appetitreizend gewesen zu sein und wohl auch dazu beigetragen zu haben, daß die Hexen heutzutage keine nächtliche Wanderung mehr wagen, sondern es vorziehen, zu Hause zu bleiben und ein Schälchen Kaffee zu trinken. Jenes Märchen lautet:

„Eine alte Frau, eine Hexe, kam zu einem andern Weibe und sagte, sie solle mitkommen, heute wäre Hexentag, sie wollten auf den Brockelsberg reiten. Dann nahmen sie sich Backofenkrücken, gingen vor die Ställe und sagten: „Ich mache einen Schnitt, Butter und Käse nehme ich mit.“ Darauf gingen sie in die Stube. Die richtige Hexe sagte: „Auf und an trifft nirgends an“ und ritt durch die Feueresse. Die andere aber sprach: „Auf und an trifft überall an.“ Sie kam nicht zur Feueresse hinaus. Endlich hatte sie die Worte doch richtig herausgebracht und kam denn auf den Brockelsberg. Zum Essen traf sie aber zu spät ein, nur ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee erhielt sie noch. Der Kuchen war ihr zu schade, um ihn aufzuessen, darum nahm sie ihn mit nach Hause. Als sie ihn aufwickelte, fand sie etwas in ihrem Tuche, was ich besser verschweige, das man aber häufig auf Kuhweiden findet.“

Auf dem Goethe’schen Blocksberge wird allerdings, was nur so nebenher angedeutet ist, getanzt, getrunken und gegessen, doch geht es im allgemeinen ziemlich trocken und ungemütlich her, denn es gibt nicht einmal eine Prügelei. Daß Faust und Mephisto sich nach ihrer beschwerlichen Reise durch einen erquickenden Trunk stärkten, ehe sie sich in das Getriebe der Walpurgisnacht stürzten, wird nirgends erwähnt. Da ist denn doch der Mephisto, den uns der Ästhetiker Vischer im dritten Teil seines „Faust“ vorstellt, ein ganz anderer Kerl, denn er tritt, von einem göttlichen Lichtkreis umgeben, als Dirigent eines aus höllischen Geistern bestehenden Orchesters auf, die als friedliche und freundliche Köchinnen und