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gepflogen zu haben, so erklärt er einfach, wenn er den Tatbestand mit dem besten Willen nicht ableugnen kann, er sei in die Netze des Teufels geraten und habe sich als schwacher Mensch nicht augenblicklich aus denselben retten können; später aber, nachdem er sich wieder durch ein Gebet gestärkt, sei er demselben entronnen und Gott habe ihn darauf seine Gnade versichert. Darauf singt dann der Kirchenrat das trostreiche Lied „Jesus nimmt die Sünder an“, und die Sache ist erledigt.

Der Teufel ist ewig und allgegenwärtig.

„Gäbs schwarze Flocken überall, wo der Satan gesessen.
Du sähest manche Kirche an für alte Schmiedeessen“

schreibt W. Müller. Bei allen Natur- und Kulturvölkern erscheint er als das zerstörende, mächtige Prinzip in der Welt, als der Feind der Menschheit. Wo er auftritt, da spielt er auch die erste Geige. Was wäre Goethes Faust ohne Mephisto und Miltons verlornes Paradies ohne Satan? Wo bliebe auch der Dichterruhm der Genannten?

Im alten Testament scheint Jehova die Rolle des Teufels übernommen zu haben, da die meisten Kriege der Juden, die Abschlachtung der Feinde, der Mord der Erstgeburt, die Zerstörung der Städte, der Untergang von Sodom und Gomorrha usw. auf seinen ausdrücklichen Befehl unternommen wurden, was sich mit dem Charakter eines Gottes, dessen Hauptvorzug doch in der Ausübung von Werken der Liebe bestehen soll, eigentlich nicht gut verträgt. Doch man darf da nicht vergessen, daß Jehova bei allem was er tat, schließlich doch nur im Interresse seines auserwählten Volkes handelte. Auch stand er, wie das Buch Hiob lehrt, mit dem Teufel auf vertrautem Fuße.

Der Teufel der Buddhisten führt verschiedene Namen. Als Mara repräsentiert er alle erdenklichen Laster, wie Wollust, Faulheit und Heuchelei und außerdem Krankheit und Tod. Beständig durchkreuzte er die Pläne Buddhas und bombardierte ihn mit Felsen, feurigen Kohlen und sonstigen Wurfgeschossen, die sich aber, ehe sie ihr Ziel erreichten, in unschädliche Gegenstände verwandelten. So besiegte ihn der Heilige mit Güte.