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Da du also früh bist aufgestanden.
Früh am Sonntag, vor der warmen Sonne,
Warmen Sonne, vor dem Gottesdienste,
Weißen Weizen auszusä’n im Felde.

Es erwidert drauf der Djakon Stefan:
„Beim lebend’gen Gott, ihr greisen Wandrer,
Da ihr fraget, will ich euch es sagen,
Nicht wahnsinnig bin, der Held ich, worden,
Oder worden ein ungläub’ger Türke;
Noch hab’ ich das Kreuz, den schönen Glauben
Mit den Füßen frech getreten heute,
Aber große Not hab’ ich ja leider,
Denn in meinem Hof muß ich ernähren,
Neun der Stummen, neun der armen Blinden,
Muß ich nähren mit der treuen Gattin
Und die Sünde wird mir Gott verzeihen“.
Und es sagten drauf die beiden Alten:
„Gehn zum Hofe wir des Djakon Stefan,
Um zu sehn die Gattin Djakon Stefans,
Was die Gattin dort des Djakon schaffet.
Langsam gingen sie zum Hofe Djakons;
Doch die Gattin ist früh aufgestanden,
Früh am Sonntag vor der warmen Sonne,
Warmen Sonne, vor dem Gottesdienste,
Um zu rein’gen ihren weißen Weizen.

Hilfe Gottes rufen fromm sie zu ihr,
„Gattin Stefans, helf’ dir Gott zur Arbeit!“
Drauf erwidert sie den Männern schön’rer:
„Hüter gebe Gott, ihr greisen Wandrer!“
Sprachen aber drauf die greisen Wandrer:
„Beim lebend’gen Gott, o Gattin Stefans,
Scheinst im Hause große Not zu leiden,
Daß du also früh bist aufgestanden,
Früh am Sonntag, vor der warmen Sonne,
Um zu reinigen den weißen Weizen.
Du bist, junges Weib, wahnsinnig worden,
Oder wurdest zur ungläub’gen Türkin,
Hast das heil’ge Kreuz, den schönen Glauben
Mit den Füßen frech getreten, Törin!