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„Ich gebe dir drei Tropfen Blut,
Jung ist es und gut!
Der dich stiehlt, dem verdorre
Blut und Fleisch!
Wenn das Blut, wenn das Blut
In deinem Leibe ruht,
Soll die Feuersglut, soll die Feuersglut
Jedermann verzehren,
Der sich an dir will nähren.“[1]

Jedes neue Zelt befeuchten die Zigeuner mit Kinderblut, um es gegen Zauberei und Unglücksfälle zu feien. Daß besonders das Blut unschuldiger Kinder wunderkräftig ist, zeigt folgende serbische Volkslegende:

Djakon Stefan macht sich auf am Morgen,
Früh am Sonntag vor der warmen Sonne,
Warmen Sonne, vor dem Gottesdienste,
Doch er gehet nicht zur weißen Kirche,
Schreitet schweigend zu dem offnen Felde,
Weißen Weizen auszusä’n im Felde.

Siehe, kommen da zwei greise Wandrer,
Hilfe Gottes rufen fromm sie zu ihm,
Rufen: „Helfe Gott Dir, Djakon Stefan!“
Drauf erwidert er den Männern schönrer:
„Gutes gebe Gott, ihr greisen Wandrer!“
Sprachen aber drauf die greisen Wandrer:
„Beim lebend’gen Gott, o Djakon Stefan!
Scheinst im Hause große Not zu leiden,
Daß du also früh bist aufgestanden,
Früh am Sonntag vor der warmen Sonne,
Warmen Sonne vor dem Gottesdienste,
Weißen Weizen auszusä’n im Felde.

Wahnsinn hat dir, Held, den Geist ergriffen,
Bist, so scheint es, heut ein Türke worden,
Hast das heil’ge Kreuz, den schönen Glauben,
Mit den Füßen frech getreten, Djakon!
Und den Glauben dran hast du verloren,


  1. Ethnolog. Mitteilungen aus Ungarn. 1. Jahrgang, 2. Heft, wo sich auch der Originaltext befindet.