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Besonders gefährlich können die Hexen werden, wenn sie sich Haare, Nägelabschnitte oder Fäden von Kleidern solcher Personen verschafft haben, gegen welche sie eine feindliche Gesinnung hegen. Dies wußten auch die Priester von Ceylon. Einige Hexen sollen Schlüssel besitzen, die in alle Schlösser passen. Gelegentlich brauen sie auch Liebes- oder Zaubertränke; wie denn auch der Wahnsinn Caligulas einem Tranke zugeschrieben wird, den ihm seine Frau Caesonia beigebracht hatte.

Nach einer bergischen Sage gaben die Hexen den Leuten manchmal Äpfel; wer sie ißt, wird krank und spuckt, wenn der Zauber nicht zeitig durch geistlichen Beistand gebrochen wird, eine Kröte aus.

In Peru stehen besonders die alten Weiber im Geruch, Hexen zu sein und den Tod verursachen zu können.

Nach einem von Marie Schaeling mitgeteilten Märchen schnitt einst eine Hexe einem Raubritter, der ihren Mann ermordet hatte, in der Nacht mit einem Zaubermesser die linke Seite auf, nahm sein Herz heraus und setzte ihm dafür das eines Hasen ein. Der früher furchtlose Ritter zitterte nun, sobald er das geringste Geräusch vernahm. Als dies seine Nachbarn ausfanden, machte es ihnen den größten Spaß, ihn beständig in die Angst zu jagen.

Polnische, auf dem Lande lebende Edelleute sollen keine alte Frau in den Dienst nehmen, aus Furcht, sie würde ihren Söhnen Hasenherzen einsetzen.

Daß die Hexen auch die Geschicklichkeit besitzen, einen Buckligen von seinem unangenehmen Rückengewächs befreien zu können, lehrt uns die kostbare Geschichte „Von den zwei buckligen Schustern und den Hexen“ in J. Heyl’s Sammlung tyroler Volkssagen.[1]

Die Hexe trägt nach A. Petöfi’s markigem Gedicht „Schwert und Kette“ die Mitschuld an der menschlichen Knechtschaft.

„Einst stieg mit des Satans Willen
Auf der häßlichste der Teufel
Zu der Erde, um zu suchen
Dort die gräßlichste der Hexen.


  1. S. 530