Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/25

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Als im April 1750 eine Frau nebst Tochter zu Gerresheim im Bergischen zum Feuertode verurteilt wurde und man der jungen Hexe das Leben schenken wollte, war ihr Vater damit nicht einverstanden und reichte ihr ein Tuch, woraus sie einen Eimer voll Milch molk. Nun wurde auch sie verbrannt.

In demselben Lande ging einst ein Bauer zu einem Zauberer und sagte ihm, seine Kuh gebe keine Milch mehr. Dieser nahm nun die letzte Milch der Kuh und kochte sie. Bald darauf klopfte es an seiner Türe und eine bekannte Nachbarin begehrte Einlaß. Doch der Zauberer bekümmerte sich nicht weiter darum, schürte das Feuer tüchtig und fuhr mit einer spitzen Gabel in der kochenden Milch herum. Nun jammerte und schrie die Frau vor Schmerz und versprach, die Kuh in Zukunft nicht mehr zu belästigen. Am nächsten Tage fand man die Hexe verbrannt und ihr Gesicht war so verkratzt, als ob sie jemand durch eine Dornhecke gezerrt hätte.[1]

Nach dem „Hexenhammer“ sollen die Unholdinnen dadurch Butter machen, daß sie Wasser hinter sich werfen.[2]

Ist die Milch der Kühe rot, so läßt man sie in Schlesien durch einen Trauring laufen und gießt sie, indem man eine Beschwörungsformel murmelt, ins Feuer. Dadurch werden der schuldigen Hexe die Augen ausgebrannt.

Wenn das Buttern nicht nach Wunsch vonstatten geht, so bestreicht die Hausfrau in Tyrol den Schwengel der größten Kirchenglocke mit Rahm, und der erste Schlag, der damit getan wird, tötet die Hexe.

Zuweilen nehmen die Hexen auch einen Kübel zwischen die Beine, nennen die Kuh, welche sie melken wollen, beim Namen, und bald ist ihr Gefäß gefüllt. Der Eigentümer jener Kuh wartet an diesem Tage vergeblich auf Milch. Er kann sich nur dadurch gegen diesen Diebstahl schützen, daß er der Kuh das Wachs einer brennenden und geweihten Kerze auf die Hörner träufelt und ein Kreuz über der Stalltüre anbringt.


  1. Otto Schell, Bergische Sagen. Elberfeld 1897.
  2. In einigen Gegenden Deutschlands brauchen die Hexen bloß einen Stock oder einen abgeschnittenen Kuhschwanz zu melken und sie haben, je nachdem sie es wünschen, Milch oder Butter.