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an und lesen ihm eine Messe. Vor der Aufnahme in diese Gesellschaft erhält jede Hexe einen neuen Namen und wird bei der Taufe mit dem Urin des Bocks, eines Repräsentanten des Teufels, bespritzt.[1]

Das Mahl besteht hauptsächlich aus dem Fleische Gehenkter. Auch müssen die Hexen es sich gefallen lassen, betreffs ihrer im verflossenen Jahre begangenen Taten gründlich examiniert zu werden, wie z. B. Ben Jonsons „The witches song“ andeutet.

Die Erste.
Habe heute einem Raben
Bei dem Mahle aufgepaßt;
Als den Kopf er dreht’, entriß ich
Ihm das Fleisch in wilder Hast.

Die Zweite.
Seit der Abendstern scheint, habe
Ich getan manch’ edlen Fund:
Wolfshaar, Natterohren und den
Schaum von einem tollen Hund.

Die Dritte.
Diesen Totenkopf, den hab’ ich
In dem Beinhaus aufgespürt,
Und dabei den Totengräber
Ganz empfindlich angeführt.

Die Vierte.
Ich schlich hinter eine Wiege,
Sog den Hauch des Kindes ein;


  1. Der Teufel hat ein Buch mit dem Verzeichnis der Namen aller Hexen. Dies sah einst ein Tyroler Geistlicher zufällig und schrieb schnell den Namen Jesu hinein. Als dies der Teufel später sah, drehte er einigen Hexen aus Ärger den Hals um.
    Einem Hexer, wie in Tyrol die Zauberer genannt werden, wurden einst seine Zauberbücher durch einen Gerichtsbeamten ins Feuer geworfen, doch sie hüpften alle wieder heraus.
    Wenn sich die Hexen in ihrer Gefangenschaft ein Stück Erde verschaffen, so erhalten sie ihre Zauberkraft wieder und befreien sich. Dies erinnert an den Riesen Antäus, der auch jedesmal neue Kraft bekam, sobald er die Erde berührte.