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Heut sollst du bei mir schlafen –
     Ja, ja! Mäusenatur!
Schlafe, mein Mäuschen, schlafe du nur!

Der Maus, der fehlte nicht die Stund’,
     Ja, ja!
Die Katz’, die lachte den Bauch sich rund,
     Ja, ja!
Dem Schatz, den ich erkoren,
Dem zieh’ ich’s Fell über die Ohren,
     Ja, ja! Katzennatur!
Schlafe, mein Mäuschen, schlafe du nur!

Weshalb die Feldmaus so klein ist, erklären sich die nordamerikanischen Indianer auf folgende Weise;

Zur Zeit, da es noch keine großen Menschen und keine wirklichen Häuser auf der Welt gab, lebte ein kleiner Mann und eine kleine Frau in einer winzigen Hütte am Ufer eines großen Flusses. Es waren dies die einzigen Menschen, die es damals gab, und sie waren nicht größer als ein Finger. Eine einzige Beere genügte, ihren Hunger zu stillen.

Die Frau machte dem Manne aus einem Grashalme Pfeil und Bogen, damit er die Heimchen und Heuschrecken schießen konnte. Aus der Haut eines Kolibris verfertigte sie ihm einen Jagdrock und faßte ihn mit Muscheln und glänzenden Sandkörnern ein.

Als er eines Tages auf der Jagd war und sich seinen beschwerlichen Weg durch hohes Gras gebahnt hatte, legte er sich unter ein Kleeblatt und schlief ein, und zwar so fest, daß ihn der Donner eines schweren Gewitters nicht aufweckte. Die heiße Sonne unterbrach jedoch bald seinen Schlaf, und als er erwachte, bemerkte er, daß sein Jagdrock versengt und stückweise von seinem Körper gefallen war. „Das ist deine Schuld“, rief er und ballte die Faust gegen die Sonne, „dafür werde ich dich vom Himmel zerren.“

Als er zu Hause ankam und die Frau von seinem Unglück erfuhr, weinte sie und sagte ebenfalls, daß die Sonne nicht länger in der Höhe bleiben dürfe und daß sie heruntergerissen werden müsse. Beide flochten darauf ein langes Grasseil, und da es zu schwer für sie war,