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noch etwas hatte, immer sein kleines Teil, sodaß sie ordentlich zusammen Mahlzeit hielten. Nun stand der Krämer auf, einen Trunk Wasser an einer nahen Quelle zu tun; als er wieder zurückkam, siehe, da lag ein Goldstück auf der Erde, und eben kam die Maus mit einem zweiten, legte es dabei und lief fort, das dritte zu holen. Der Krämer ging nach und sah, wie sie in ein Loch lief und daraus das Gold hervorbrachte. Da nahm er seinen Stock, öffnete den Boden und fand einen großen Schatz von lauter alten Goldstücken. Er hob ihn heraus und sah sich dann nach dem Mäuslein um, aber das war verschwunden. Nun trug er voll Freude das Gold nach Reichenau, teilte es halb unter die Armen und ließ von der andern Hälfte eine Kirche daselbst bauen. Diese Geschichte ward zum ewigen Andenken in Stein gehauen und ist noch am heutigen Tage in der Dreifaltigkeitskirche zu Reichenau in Böhmen zu sehen.

Von einer dankbaren Maus berichtet folgendes, hier etwas gekürzte Märchen[1] der Haidas-Indianer in Britisch-Columbia:

Vor langen Jahren wohnte auf Maud Island mit seiner alten Großmutter ein Knabe, der so schwach und krank war, daß er weder aufrecht stehen noch gehen konnte.

Eines Tages bat er die Großmutter, sie solle ihn doch in ein Kanoe am Ufer tragen. Nachdem das geschehen und er eine Zeitlang in dem Boote gesessen hatte, fühlte er sich auf einmal so gekräftigt und gesund, wie ein anderer Knabe; er konnte schwimmen, jagen und auch sein Schifflein steuern. Nun sah er auf seiner Wanderschaft in der Nähe des Ufers eine Gestalt, die ein Mann zu sein schien, in Wirklichkeit aber ein Baumstumpen war, weshalb er seines Weges weiter schritt. Doch da hörte er plötzlich eine Stimme: „Gehe nicht fort, nehme mich weg!“ Er drehte sich um und erblickte einen verzauberten Mann. Als der Jüngling seinen Wunsch erfüllt hatte, erzählte dieser, er habe sich früher mit den Cowgans[2], den schönen Waldnymphen, allerei Freiheiten

  1. Journal of American Folk-Lore. 1892.
  2. Wörtlich übersetzt: Waldmäuse.