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Mit Honigsüße auf den Natterzungen,
Ihr Kosen, Locken, Taubengirren,
Ihr lechzendes Um-den-Gebieter-schwirren,
Davon sein niedres Teil entbrennt,
Ihr schlangenhaftes Ineinanderwirren,
Bis Wahr und Falsch kein Gott mehr trennt,
Mannsräuschlein, nur geschickt zum Fange,
Gelehrige Schülerin der Schlange
Das Weib, das Eva Mutter nennt.“

Doch auch von Lilith bringt Gabriel dem schwergeprüften, niedergebeugten Adam Kunde.

Die Liebliche lebt in Eden bloß als Sage,
Ein hold Erinnern erster Frühlingstage,
Denn wenn der Regenbogen scheint,
Sagen die Kleinsten: Lilith weint.
Doch scheidend ließ sie noch ein Glück,
Ein unverdientes, dir zurück.
Vernimm: Gesegnet war ihr Schoß,
Draus rang sich ein holdes Knäblein los.
Ich selber trugs zum Paradiese,
Lehrer sind ihm die Cherubin,
Wollige Schäflein mit goldnem Vließe
Spielen mit ihm,
Ein Seraph kämmt ihm die sonnigen Härlein,
Erzählt ihm seiner Mutter Märlein
Des Kindes Aug’ ist Sonne ganz,
Zuweilen nur ein Traum von Schmerzen,
Geschöpft aus trauerndem Mutterherzen,
Dämpft hold verschleiernd seinen Glanz.“

Adam wünscht seinen Sohn zu sehen und in ihm die Mutter zu grüßen und dann sein Auge auf immer zu schließen; allein Gabriel erklärt, es sei genug, daß sein Herz ihn kenne.

„Gott wird ihn, wenn die Zeit erfüllt,
Zu seiner Bastardbrüder Segen
In eine irdische Wiege legen,
Damit er, ganz in Licht gehüllt,
Ihr Führer werd’ in ihrer Blindheit,
Er bringt was deinem Stamm entglitt,