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Darauf bittet Asasel, sie im Auge zu behalten, da sie, trotzdem ihresgleichen schwer zu lenken sei, sich doch noch bewähren werde und fordert sie dann auf, den heiligen Mann, der seit kurzem durch seinen Gau streiche, unschädlich zu machen, was insofern eine schwierige Aufgabe sei, als der eine, dessen Namen er nicht gern ausspreche, die Hand dabei im Spiele habe. Asasel fühlt instinktiv, daß sich eine neue Weltbewegung vorbereite und daß sein Feuerreich bedroht sei. Er fürchtet wie der Antichrist Nietzsche, daß der neue, jetzt auftretende Heilige, der aus anderem Stoffe als die bisherigen in Kamelshaaren auftretenden Frommen gemacht sei, das rote Blut der Menschheit verdünnen und verwässern und die schöne, hitzige Dirne, die Welt, zum bleichsüchtigen Nönnchen entstellen werde.

Lilith hat jedoch nicht die geringste Lust, die nähere Bekanntschaft eines Propheten zu machen, der mit schwarzen Nägeln behaftet ist, das Baden verabscheut und Hemden trägt wie ein alter Sack. Darauf errötet sich plötzlich ihr Antlitz und sie lacht so auffallend, daß Asasel Verdacht schöpft, sie habe den Heiligen schon gesehen und sich sogar in ihn verliebt.

Lilith berichtet, sie habe ihn zur Mittagszeit einsam im Schatten eines Baumes sitzen sehen.

„Ich schmiegte mich an ihn – an sein Gewand,
Und da ich’s rauh an meiner Lende spürte,
Fragt ich: Du weißt wohl nicht was seiden ist?
Er schüttelte das Haupt. Mit neuer List
Hub an ich: Grüne Seide sind die Wellen,
Wenn übern See ein Morgenlüftchen weht
Und Mädchenbusen ihm entgegenschwellen.
Er hauchte leis vor sich: Genezareth.
Wie? rief ich, das auch hast du nie ergründet,
Wie eines schönen Weibes Busen wallt?
Doch was ein Apfel ist, der reif sich rundet,
Das weißt du doch? – Er schwieg und blickte kalt.
Und schmeichelnd sang ich in sein Ohr: Die Birnen
Bereiten süßen Honig auf der Flur;
Mit meinen Lippen doch obsieg ich ihnen