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Warum sollten die Tiere, die doch auf der Erde auch ihre Pflicht und Schuldigkeit tun, schließlich nicht auch in den Himmel kommen? Luther erwartet mit Bestimmtheit, dort sein treues Hündlein anzutreffen, und der unglückliche Dichter Schubart schreibt von seinem frommen Quälgeist Zilling:

Zill, der Apokalyptikus,
Bewieß mit einem tapfern Schluß,
Daß einstens mit den Frommen
Auch Tiere in den Himmel kommen.
„O“, schrie ein altes Weib und freut’ sich inniglich,
„O, welch’ ein Trost für mich und dich!“

Ja, das Schwein ist ein Wunder der Schöpfung, sei es auch nur dadurch, daß es verachtete Treber in seinem mystischen Bauche in herrliche Schinken verwandelt. So ein schwer umwandelndes, fett umblühetes Borstentier gewährt manchem Alldeutschen einen beseligenderen Anblick als der Apollo von Belvidere oder die medicäische Venus, denn er sieht da kein formloses, allen Schönheitsregeln der Ästhetiker spottendes, plumpes Geschöpf vor sich, sondern wie weiland der Yankeeschulmeister Ichabod Crane bei der Betrachtung der fetten Haustiere des reichen Van Tassel in Sleepy Hollow, den er so gerne zu seinem Schwiegervater machen wollte, den Inbegriff saftiger Schinken, unzähliger Würste, köstlicher Schweinsknöchel und der vielen anderen Tugenden, die nach grausigem Tode enthüllt werden. Trotz der vielen, hier aufgezählten Vorzüge und Verdienste des Schweines haben sich doch nur wenige Dichter zu seinem Lobe begeistern können, sodaß also der Abdruck ihrer Ergüsse keinen großen Raum beanspruchte. Uhlands herrliches „Metzelsuppenlied“ ist längst Gemeingut des deutschen Volkes geworden; weniger verbreitet ist die folgende Ode des durch seine Travestie der Anneide bekannten Spötters Blumauer, womit wir von Frau Baubo und ihrem Reittiere Abschied nehmen wollen.

Heil dir, geborstetes,
Ewig geworstes,
Dutzend geborenes,
Niemals geschorenes
Liebliches Schwein.