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Un wenn se denn noch beden deiht:
Ach, lebe Korl, maak up!
Dann nehm ik mien Bessensteel
Un slaag dor baben up.“[1]

Der Besen ist das Symbol der häuslich gesinnten Frau, die den rechten Gebrauch davon zu machen weiß und somit dafür sorgt, daß die bösen Geister, die im Eheleben in zahlreichen Gestalten auftreten, sich nicht in das Innere des Hauses wagen. Sie sorgt daher auch, wie ein alter, viel verbreiteter Gebrauch zeigt, daß beim Einzug in eine neue Wohnung vor allen Dingen zuerst ein Besen hineingetragen wird. So treibt auch der jährlich erscheinende Knecht Rupprecht den bösen Kindern die Untugenden mit fest gewickelten Besenreisern aus.

Das Mädchen, das also von den Studenten ein flotter Besen genannt wird, kann auf dieses Kompliment stolz sein, denn der Musensohn will damit einfach sagen, daß es nicht nur in den eintönigen Pflichten seines Berufes aufgeht, sondern nach getaner Arbeit im Sonntagsnachmittagsstaat ihre jugendliche, natürliche Heiterkeit zu ihrem Recht kommen läßt und dabei acht gibt, daß sie nicht dem traurigen Schicksal des treuherzigen, unbedachten Gretchens verfällt.

Ein solcher Besen ist auch insofern eine Hexe, als sie nicht nur das Herz der jungen Männer, sondern, wie man im Englischen sagt, sogar einen Besenstiel zu bezaubern vermag (to charm a broomstick). Als Swift sein Gedicht „Cadenus and Vanessa“ schrieb, bemerkte jemand in Gegenwart seiner Gattin, Vanessa müsse unzweifelhaft eine Dame von außerordentlicher Schönheit und Anmut gewesen sein, um den Dean zu solchen feurigen Versen zu begeistern, worauf diese erwiderte, sie sei dessen nicht sicher, doch wisse sie genau, das ihr Mann die betreffenden Zeilen ursprünglich an einen Besenstiel gerichtet habe.

Besen heißt auf französisch balai. Der Pariser versteht darunter auch ein mageres, liederliches, auf romantische


  1. C. Schumann, Volks- und Kinderreime aus Lübeck und Umgegend, Lübeck 1899.