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unter dem Bette, dagegen zu schützen. Auch in der Niederlausitz werden die Hexen mit dem Besen fortgekehrt. Die deutschen Bauern verstehen unter dem Ausdruck „Donnerbesen“ oder „Wetterhexe“ gewöhnlich ein fleißiges Mädchen, das mehr und schneller als ein anderes arbeitet.

Die Hexen scheinen also eine besondere Vorliebe für Besen zu haben. Wenn sie sich heimlich in die „Hölle“, d. h. in eine warme Ecke hinter dem Ofen begeben, so verkriechen sie sich gewöhnlich in den dort stehenden Besen. Auch benutzen sie ein solches Hausgerät bei ihrer nächtlichen Frühlingsfahrt zum Blocksberg. Ehe sie abfahren, beschmieren sie den Besen oder irgendein anderes lebloses Fahrzeug mit Hexensalbe.[1] Diese bereiten sie auf folgende Weise: sie stecken beim Abendmahl eine geweihte Hostie heimlich in die Tasche, füttern eine Kröte damit und verbrennen sie. Die Asche derselben vermischen sie mit dem Blute eines ungetauften Kindes, mit gewissen Kräutern und mit Knochenmehl, das von einem Gehenkten stammt.

Heyl erzählt in seinem früher erwähnten Sammelwerke, daß einst ein Tyroler Knecht die mit ihm in demselben Hause dienende Magd in der ersten Mainacht heimlich beobachtete und sah, wie sie mit jener Salbe eine Ofengabel bestrich und mit den Worten: „Überall auf und nirgends an!“ durch den Schornstein verschwand. Als sie fort war, probierte der Knecht auch sein Glück. Er beschmierte mit dem Reste der Hexensalbe ein ähnliches Fahrzeug, doch da er dabei die Zauberworte verkehrt sprach, so stieß er unterwegs überall an. Als er nun schließlich mit zahlreichen Löchern im Kopfe auf dem Hexentanzplatze anlangte, sah er, wie jene Magd geschlachtet, gebraten und gegessen wurde. Eine Rippe derselben warf man ihm zu, doch er verzehrte sie nicht, sondern steckte sie in seine Tasche. Als sich nun die Hexe zur Heimfahrt rüstete, belebte sie die übrigen Knochen wieder und da sie ausfand, daß ihr eine Rippe fehlte, machte sie sich eine aus Haselholz. Als sie späterhin der Knecht daran erinnerte, stürzte sie tot zur Erde.


  1. Schon Plutarch, Lukian, Juvenal, Horaz usw. kannten eine solche.