Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/107

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Männer im Kampfe anfeuerten, sich am Gottesdienste eifrig beteiligten und die Zukunft vorraussagten. Mit der Einführung des Christentum hatte jedoch die Herrlichkeit der Wotanspriesterinnen ein Ende. Daß die Frau die Quelle alles Übels und aller Sünde in der Welt sei, stand klar und deutlich in der Bibel zu lesen und mußte mithin wahr sein; wer also die Frauen, die noch dem Heidentum anhingen, als Hexen brandmarkte und ihnen alle erdenkliche Schandtaten andichtete, konnte darauf rechnen, daß man ihm glaubte, und so bestiegen dann während drei Jahrhunderten in christlichen Ländern unzählige arme Frauen den Scheiterhaufen für ein Verbrechen, das niemals existierte.

Doch nun wieder zurück zu unseren Blocksberghexen. Ehe wir aber einige derselben näher betrachten, wollen wir uns erst die Fuhrwerke, deren sie sich auf ihrer Reise bedienten, etwas näher ansehen, hauptsächlich den Besen und den Bock, welche beide nicht auf Geradewohl gewählt sind, sondern, was man ihnen nicht auf den ersten Blick anmerkt, ihre eigene interessante Geschichte haben. Der Besen ist unstreitig das billigste und einfachste Reitpferd, das sich die armen Hexen leisten können. Ein Bock verlangt Futter und Obdach, einen bedürfnislosen Besen aber kann man ruhig in eine Stubenecke stellen, ohne sich weiter darum zu bekümmern; er verhungert und verdurstet nicht und zieht sich auch keine Erkältung zu, selbst im strengsten Winter nicht. Auch ist er leicht und kostenlos herzustellen, da man das dazu nötige Material in dem nächsten Walde findet. Er ist ohne Schwierigkeit zu regieren; beim schrecklichsten Sturm, bei Blitz und Donner gerät er nicht aus der Fassung und trägt seine Reiterin sicher ans Ziel. Man kann auf ihm durch den Schornstein ins Freie fahren, was mit einem Pferde unmöglich wäre. Man braucht ihm keine Zügel anzulegen und ihn auch nicht mit Hufeisen zu versehen, denn er ist stets reisefertig, sobald sich die Herrin seiner bedienen will. Im allgemeinen liebt er jedoch die Ruhe und hält sich mit Vorliebe in der, von den alten Deutschen als „Hölle“ bezeichneten Ofenecke in der Nähe des Großvaterstuhles auf, weil er dort ungestört und niemand im Wege ist.