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Bedürfnisse heimlich zu befriedigen.[1] Überall aber standen durch christlich-priesterlichen Einfluß die Teilnehmer an jenen Feierlichkeiten in dem Geruch, Teufelsanbeter und Hexen zu sein, die jedem Verderben brachten, der mit ihnen in Berührung kam.

So ist es in Mecklenburg gebräuchlich, während der Nacht keine Geräte auf dem Herd zu lassen, weil sich sonst aus denselben die Hexen Pferde machen. Vor wenigen Jahrzehnten war in vielen Orten der Rheinlandschaften das Glockenläuten zur Mitternachtsstunde üblich, damit der Klang die heilige Walpurgis bewege, die Hexen fernzuhalten.

In den Alpenländern und in Deutschböhmen sucht man sich dadurch vor den Hexen zu schützen, daß man alle Türen und Fenster möglichst fest verschließt, denn durch die kleinste Öffnung kann eine Unholdin in Gestalt eines Tierchens eindringen und den Schläfern das Alpdrücken, die Trude, verursachen oder Kinder am Hals so lange würgen, bis sie blau sind. Säuglinge müssen ganz besonders gehütet werden, weil sonst die Hexen an ihre Stelle einen Wechselbalg, das ist einen wasserköpfigen Kretin, legen. Sehr häufig steckt man vor die Wohnungsöffnungen kreuzweise übereinandergelegte Besen oder man bestreut die Schwellen von Haus und Stall mit Sand, Dünger oder frischem Rasen, der sich als ein besonders wirksames Mittel der Abwehr erweist, wenn die einzelnen Stücke lückenlos aneinander gelegt sind. In diesem Falle


  1. Grimm gibt in seiner „Mythologie“ eine ziemlich große Anzahl derselben, ferner finden wir solche erwähnt auf Seite 64 in Hermann’s „Mythologie“, in Schell’s „Bergischen Sagen“, S. 576–577, in Heyls „Volkssagen aus Tirol“, S. 320–322, in Meyers „Deutscher Aberglaube des Mittelalters“, S. 244–245. usw. – Der italienische Blocksberg befindet sich in dem Nußwalde von Benevent, wohin die Hexen in der Johannisnacht auf Besen reiten, um am Empfangstage des Teufels, der bei dieser Gelegenheit im Bischofskleide auftritt, teilzunehmen (Albert Zacher, Römisches Volksleben der Gegenwart, Stuttgart 1910). Sogar Pennsylvanien besitzt einen Blocksberg; derselbe befindet sich im südlichen Teile der Williams Township[WS 1] in der Grafschaft Northampton und ist bei den dortigen Deutschen allgemein unter dem Namen „Hexenkopf“ bekannt. („The Pennsylvania German“, vol. XI, Nr. 9.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Williams Townschiy. Siehe Williams Township