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Am Beginn des zweiten Gesangs wird dann Faust noch einmal ausführlicher erwähnt.

Es saß dem Belzebub der Doktor Faust zur Linken,
Er schenkte fleißig ein und half ihm tapfer trinken,
Bis daß des Nektars Kraft in jede Seele drang,
Die Geister vivat schrien und Faust ein Trinklied sang.

Außerdem ist bemerkenswert, daß einer der dienstbaren Genien Belzebubs den Namen Lilith führt, der auch in Goethes „Walpurgisnacht“ vorkommt.[1]

Mephisto und Faust besteigen also den Blocksberg, und zwar zu Fuß, ersterer wünscht sich allerdings einen derben Bock für die beschwerliche Bergreise und fragt seinen Begleiter, ob er nicht nach einem Besenstiele verlange; dieser aber, den der Zaubertrank in der Hexenküche um ein Menschenalter verjüngt, erwidert:

So lang’ ich mich noch frisch auf meinen Beinen fühle,
Genügt mir dieser Knotenstock.
Was hilft’s, daß man den Weg verkürzt?
Im Labyrinth der Täler hinzuschleichen,
Dann diesen Felsen zu ersteigen,
Von dem der Quell sich ewig strudelnd stürzt,
Das ist die Luft, die solche Pfade würzt!
Der Frühling webt schon in den Birken,
Und selbst die Fichte fühlt ihn schon,
Sollt’ er nicht auch auf unsre Glieder wirken?

Mephisto aber, der nach der Volkssage an starke Hitze gewohnt war und in der Flamme sein eigenes Element erblickte, ist es winterlich im Leibe und er mußte sich, um sich nicht von seinem Freunde zu trennen, dazu bequemen, ebenfalls den Weg zu Fuß zurückzulegen.

Der Harz, ein Berührungspunkt verschiedener deutscher Völkerschaften, besaß im Brocken einen besonders günstigen Versammlungsplatz für gemeinschaftliche Frühlings- und Opferfeste. Solcher Berge gab es, wie schon bemerkt, fast überall, wo die Völker gezwungen waren, ihre religiösen


  1. G. Witkowski, Die Walpurgisnacht im ersten Teile von Goethes Faust. Leipzig 1894.