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die abergläubigen Verfolger losstürmen, daß einer derselben seinem Kameraden ängstlich zuruft:

Hilf, ach, hilf mir, Kriegsgeselle!
Ach, es kommt die ganze Hölle!
Sieh, wie die verhexten Leiber
Durch und durch von Flammen glühen!
Menschenwölf’ und Drachenweiber,
Die im Flug vorüberziehen!
Welch’ entsetzliches Getöse!
Laßt uns, laßt uns alle fliehen!
Oben flammt und saust der Böse,
Aus dem Boden
Dampfet rings ein Höllenbroden.

Solche heimliche Gottesdienste, gefeiert von Deutschen, die ihrer alten Religion treu geblieben, aber öffentlich zur christlichen Taufe gezwungen worden waren, bilden den Ursprung der weit verbreiteten Sage vom Hexensabbat, wie er nicht nur auf dem Blocksberge, sondern auch auf verschiedenen entlegenen Bergen Deutschlands und Österreichs abgehalten wurde, überhaupt da, wo das Christentum durch Mord und Brand zur Herrschaft gelangt war.[1]

In allen Naturreligionen bildet der Frühlingsanfang ein der Lustbarkeit geweihtes Fest. So feierten die Römer vom 28. April bis zum 1. Mai ihre sogenannten Floralien, während welcher die Frauen der bona dea oder Fauna ein trächtiges Schwein opferten, und das übrige Volk sich auf seine, nicht immer anständige Weise ergötzte. Auch die Feier der deutschen Walpurgisnacht war ursprünglich ein Frühlingsfest, das die christliche Kirche, da sie es nicht beseitigen konnte, dadurch zu unterdrücken suchte, daß


  1. Johannes Prätorius, eigentlich Hans Schultze, ein Gelehrter (1630–1680), dessen Schriften kulturgeschichtlich sehr wertvoll sind, besonders in Bezug auf die abergläubischen Vorstellungen seiner Zeit, schrieb u. a. die Geschichte des schlesischen Berggeistes Rübezahl „Daemonologia Rubinzali Silesii“ und „Blocksberges Verrichtung, oder ausführlicher geographischer Bericht von dem Blocksberge, ingleichen von der Hexenfahrt und dem Zaubersabbat, so auf solchem Berge die Unholden in gantz Teutschland jährlich den 1. may in der St. Walpurgisnacht anstellen sollen.“ (Zitiert nach J. Adams“ Der Natursinn in der deutschen Dichtung. 1. Band. Wien 1906.)