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Sie war aber in ihr Ställchen gelaufen, hatte geschwind ihr Kleid ausgezogen, Gesicht und Hände schwarz gemacht, und den Pelzmantel umgethan, und war wieder Allerleirauh. Als sie nun in die Küche kam, und an ihre Arbeit gehen und die Asche zusammenkehren wollte, sprach der Koch „laß das gut sein bis morgen, und koche mir da die Suppe für den König, ich will auch einmal ein bischen oben zugucken: aber laß mir kein Haar hineinfallen, sonst kriegst du in Zukunft nichts mehr zu essen.“ Da gieng der Koch fort, und Allerleirauh kochte die Suppe für den König, und kochte eine Brotsuppe so gut es konnte, und wie sie fertig war, holte es in dem Ställchen seinen goldenen Ring, und legte ihn in die Schüssel, in welche die Suppe angerichtet ward. Als der Tanz zu Ende war, ließ sich der König die Suppe bringen, und aß sie, und sie schmeckte ihm so gut, daß er meinte niemals eine bessere Suppe gegessen zu haben. Wie er aber auf den Grund kam, sah er da einen goldenen Ring liegen, und konnte nicht begreifen wie er dahin gerathen war. Da befahl er der Koch sollte vor ihn kommen; der Koch erschrak, wie er den Befehl hörte, und sprach zu Allerleirauh „gewiß hast du ein Haar in die Suppe fallen lassen; wenns wahr ist, so kriegst du Schläge.“ Als er vor den König kam, fragte dieser wer die Suppe gekocht hätte? Antwortete der Koch „ich habe sie gekocht.“ Der König aber sprach „das ist nicht wahr, denn sie war anders und besser gekocht als sonst.“ Antwortete er „ich muß es gestehen, daß ich sie nicht gekocht habe, sondern das Rauhthierchen.“ Sprach der König „geh und laß es herauf kommen.“ Als Allerleirauh kam,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1843). Göttingen 1843, Seite 414. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1843_I_414.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)