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nicht recht warum, und es steckte sich beide Taschen voll Ebsen und Linsen. In dem Wald fand es Asche gestreut, die ihm den Weg zeigen sollte; es gieng darauf weiter, warf aber bei jedem Schritt rechts und links ein paar Erbsen auf die Erde. Nun gieng es fast den ganzen Tag bis es zu einem Hause kam, das mitten im dunkelsten Walde stand. Das Haus gefiel ihm nicht, es sah so finster und unheimlich aus. Es trat hinein, aber es war niemand darin und alles still. Plötzlich rief eine Stimme

„kehr um, kehr um, du junge Braut,
du bist in einem Mörderhaus.“

Das Mädchen sah sich um, und sah daß die Stimme von einem Vogel kam, der da in einem Bauer an der Wand hieng, und der nochmals rief

„kehr um, kehr um, du junge Braut,
du bist in einem Mörderhaus.“

Da gieng dir schöne Braut weiter aus einer Stube in die andere, und gieng durch das ganze Haus, aber es war alles leer und keine Menschenseele zu finden. Endlich kam sie auch in den Keller, da saß eine steinalte Frau, die wackelte mit dem Kopfe. „Könnt ihr mir nicht sagen,“ sprach das Mädchen, „ob mein Bräutigam hier wohnt?“ „Ach, du armes Kind,“ antwortete die Alte, „wo bist du hingerathen! du bist in einer Mördergrube. Du meinst du wärst eine Braut, die bald Hochzeit macht, aber deine Hochzeit sollst du mit dem Tode halten. Dein Bräutigam will dir das Leben nehmen. Siehst du, da hab ich einen großen Kessel mit Wasser aufsetzen müssen, wenn sie dich in ihrer Gewalt haben, so zerhacken sie dich ohne Barmherzigkeit, kochen dich und essen dich, denn es sind Menchenfresser.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1843). Göttingen 1843, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1843_I_244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)