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sprach „kriech in meine Rockfalten, da bist du sicher.“ „Ja“ antwortete er, „das ist schon gut, aber drei Dinge möcht ich gerne noch wissen, warum aus einem Brunnen, aus dem sonst Wein quoll, jetzt nicht einmal Wasser quillt, warum ein Baum, der sonst goldene Äpfel trug, nicht einmal mehr Laub treibt, und warum ein Fährmann immer fahren muß und nicht abgelöst wird.“ „Das sind schwere Fragen,“ antwortete sie, „aber halte dich nur still und ruhig, und hab acht was der Teufel spricht, wann ich ihm die drei goldenen Haare ausziehe.“

Als der Abend einbrach, kam der Teufel nach Haus. Kaum war er eingetreten, so merkte er daß die Luft nicht rein war. „Ich rieche rieche Menschenfleisch,“ sagte er, „es ist hier nicht richtig.“ Dann guckte er in alle Ecken, und suchte, konnte aber nichts finden. Die Ellermutter schalt ihn aus, und sprach „eben ist erst gekehrt, und alles in Ordnung gebracht, nun wirfst du mirs wieder untereinander; immer hast du Menschenfleisch in der Nase! Setz dich nieder, und iß dein Abendbrot.“ Als er gegessen und getrunken hatte, war er müde, legte der Ellermutter seinen Kopf in den Schooß, und sagte sie sollte ihn ein wenig lausen. Es dauerte nicht lange, so schlummerte er ein, blies und schnarchte. Da faßte die Alte ein goldenes Haar, riß es aus, und legte es neben sich. „Autsch!“ schrie der Teufel, „was hast du vor?“ „Ich habe einen schweren Traum gehabt,“ antwortete die Ellermutter. „da hab ich dir in die Haare gefaßt.“ „Was hat dir denn geträumt?“ fragte der Teufel. „Mir hat geträumt ein Marktbrunnen, aus dem sonst Wein quoll, sei versiegt, und es habe nicht einmal Wasser daraus quellen wollen,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1843). Göttingen 1843, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1843_I_181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)