Seite:Kinder und Hausmärchen Grimm 1843 I 096.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Grethel „wir werden den Weg schon finden,“ aber sie fanden ihn nicht. Sie giengen die ganze Nacht und noch einen Tag von Morgen bis Abend, aber sie kamen aus dem Wald nicht heraus, und waren so hungrig, denn sie hatten nichts als die paar Beeren, die auf der Erde standen. Und weil sie so müd waren daß die Beine sie nicht mehr tragen wollten, so legten sie sich unter einen Baum, und schliefen ein.

Nun wars schon der dritte Morgen, daß sie ihres Vaters Haus verlassen hatten. Sie fiengen wieder an zu gehen, aber sie kamen nur immer tiefer in den Wald hinein. Als es Mittag war, sahen sie ein schönes schneeweißes Vöglein auf einem Ast sitzen, das sang so schön, daß sie stehen blieben, und ihm zuhörten. Dann schwang es seine Flügel, und flog vor ihnen her, und sie giengen ihm nach, da sahen sie daß es sich auf ein Häuslein setzte, und als sie herankamen, so sahen sie daß das Häuslein ganz aus Brot und mit Kuchen gedeckt war, aber die Fenster waren von hellem Zucker. „Da wollen wir uns dran machen,“ sprach Hänsel, „und eine gute Mahlzeit halten. Ich will ein Stück vom Dach essen, Grethel, iß du vom Fenster, das ist süß.“ Hänsel reichte in die Höhe und brach sich ein wenig vom Dach ab, um zu versuchen wie es schmeckte, und Grethel stellte sich an die Scheiben und knuperte daran. Da rief eine feine Stimme aus der Stube heraus

„knuper, knuper, kneischen,
wer knupert an meinem Häuschen?“

die Kinder antworteten

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1843). Göttingen 1843, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1843_I_096.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)